Heute möchte ich am liebsten auf den Putz hauen. Als ich mein Velo
aus dem Ständer am Hauptbahnhof hole, liegt die Lampe am Boden. Schon
wieder. Wieder ein Vandalenakt oder einfach zu enge Verhältnisse? Hab
ich vielleicht auch schon einmal ein Nachbar-Velo verletzt?
Auf der Rückfahrt kann ich – wie üblich – nicht allen Glasscherben
ausweichen. Zu gefährlich wären Schwenker. Zum Finale der nächtlichen,
bis ins Morgengrauen dauernden Partys gehören immer die gläsernen
Getränkeflaschen, die auf dem Heimweg zerschmettert werden. Und diese
Scherben bescheren mir nun „en Platte“ (die Luft ist aus dem Reifen).
Zu Hause dann erwartet mich eine verärgerte Nachbarin und zeigt auf
das Auto, das vor ihrer Haustür parkiert ist. Ungefragt werden immer
wieder Autos in unserem privaten Hof abgestellt, wie wenn er ein
Parkhaus wäre. Für meine Nachbarin eine grosse Aufregung. Ihr Mann ist
schwer krank. Arzt und Therapeut werden erwartet und finden nun keinen
Parkplatz.
Im Laufe des Tages lässt sich der Autobesitzer ausfindig machen.
Gegen Abend holt er sein Gefährt hier ab. Er jammert, wie teuer eben die
Kosten im Parkhaus nebenan gewesen wären.
Das alles ist nicht lustig und strapaziert die Toleranz. Jetzt erinnere ich mich gerade wieder an eine Aussage von Alfred Kirchmayr, die ich kürzlich im „Publik-Forum“ gelesen habe: „Alle Stände sind jetzt aufgehoben. Der Verstand, der Anstand, der Wohlstand. Es bleibt nur der Notstand.“
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