Mittwoch, 25. Oktober 2017

Die Post – meine Lieblings-Organisation

Wer mich gut kennt, weiss bereits, dass für mich ein Leben ohne Post Vereinsamung wäre.
Darum erzähle ich gern wieder einmal eine Post-Geschichte, die Applaus verdient.
Wir meldeten unsere Adressänderung. Primos Schreinerei im Welti-Furrer-Areal sei aufgehoben. Alle an sie adressierten Briefe und Pakete sollen neu an unsere Wohnadresse umgeleitet werden.

Tochter Letizia kümmerte sich um das Formular im Internet und füllte es mit unseren Angaben aus. In solchen Augenblicken wird mir jeweils bewusst, wie alt wir geworden sind und ohne Hilfe nicht zurecht kämen.

Kein Problem für jüngere Leute. Die digitale Adressänderung von Letizia übermittelt, wurde sofort automatisch akzeptiert und 4 Tage später fanden wir die korrekt umgeleitete Briefpost im Briefkasten unseres Wohnortes.
Ohne uns zu informieren, hat Letizia für uns noch eine Kontrolle eingefügt. Mir schickte sie eine Fotokarte, wie üblich an unsere Wohnadresse. Für Primo adressierte sie eine Postkarte mit der Schreinerei-Adresse versehen, die nicht mehr gültig war. Jede Karte wurde am selben Tag, aber nicht am selben Ort in der Stadt Zürich in den gelben Briefkasten geworfen. Und beide kamen gleichzeitig bei uns zu Hause an. Beide wurden im Briefzentrum Mülligen zur selben Zeit bearbeitet. Beide Stempel tragen den Tag 18.10.17 und die Uhrzeit 22 Uhr. In dieser Bearbeitungszeit muss der Computer mit unsere Adressänderung konfrontiert worden sein und die neue Anschrift entdeckt haben. Diese drückte er maschinell ans untere Kartenende und ermöglichte so, dass beide Sendungen wieder zusammenfanden und miteinander in unserem Briefkasten landeten.

Wir staunten und freuten uns!

Tags darauf erhielten wir Briefpost mit gelben Klebern, auf denen unsere Heimadresse aufgedruckt worden ist. Offenbar können nur Sendungen maschinell bearbeitet werden, wenn die Briefumschläge sorgfältig und in einem gewissen Rahmen angeschrieben sind, damit sie der Computer problemlos erfassen kann. Aber offensichtlich kann er keine Adressen vom Fenstercouvert automatisch bearbeiten. Mit Unebenem arbeitet er nicht. Ich stellte auch fest, da wo gelbe Adresskleber nötig waren, ist der Brief uneben. In einem gelb beklebten Couvert fand ich zum Beispiel einen Weihnachtsstern, in einem anderen Bettelbrief einen Kugelschreiber. Solche Sendungen können nicht maschinell bearbeitet werden, folgere ich jetzt.

Wahrscheinlich gehören die gelben Kleber noch zur postalischen Handarbeit. Ebenso die Korrektur der Postleitzahl 8084 auf einem Brief für uns. Richtig wäre 8048 gewesen.

Letizias Karte «Ich hol Dir die Sterne vom Himmel» verlangt noch einen Hinweis:
Letizia spricht da ihren Vater als Kunigunde Elfriede Pümperlitz an. Diese ist in unserer Kommunikation eine Figur, mit der wir Spass machen und kleine Geschichten erzählen, damit das Leben nicht immer nur ernst ist.

Tage zuvor ist im Tages Anzeiger ein Artikel über jene Mieter aus dem Welti-Furrer-Areal erschienen, die ihre Werkstätten jetzt verlassen müssen. Auch Primo wurde befragt und fotografiert. Und dieses Interview hatte Kunigunde Elfriede Pümperlitz natürlich gelesen. Dass den 4 Männern je eine Figur aus den Geschichten von Asterix und Obelix übertragen wurde, faszinierte natürlich unsere Kunigunde.
Das gallische Dorf von Zürich-West – Tages-Anzeiger-Artikel vom 12.10.2017

Samstag, 7. Oktober 2017

Ein Ausflug ohne festgesetztes Ziel

Primos Idee: Unvorbereitet reisen. Ohne Fahrplan, ohne fixes Ziel usw.

Dafür eignet sich im Kanton Zürich der 9-Uhr-Pass bestens. Mit ihm lässt sich günstiger und unkonventionell reisen. Einsteigen und aussteigen wo es einem gerade gefällt. Mit diesem Pass reisten wir an jenem Tag im Tram und Postauto. Die Eisenbahn wurde uns verwehrt.

Gerade als wir im Tram in Oerlikon angekommen waren, erlitt die Fahrleitung im Umfeld dieses Ortes einen Defekt. Wir konnten nicht mit der Bahn weiter reisen.
Das Tram führte uns dann zum Flughafen. Dort konnten wir zur Mittagszeit essen, aber nicht mit der Bahn weiter reisen. Im überdachten Bushof standen Postautos zur Abfahrt bereit. Wir liessen uns von einem Chauffeur beraten. Er nahm uns mit auf seinen Kurs, meldete nach vorheriger Absprache unseren Umsteigeort und die Busstation rechtzeitig zur Weiterfahrt nach Freienstein und Teufen. Die Fahrt in eine uns nicht bekannte Falte im Kanton Zürich.
In Rorbas hatten wir noch Zeit, um uns umzusehen. Imponiert hat mir die Tössbrücke. Und die Wege, obsi und nitzi (aufwärts und abwärts). Und die von weitem her sichtbare reformierte Kirche. Ebenso die vielen gepflegten Häuser nach alter Manier. Zu ihnen gesellen sich farbige Frauen aus Holz und zeigen uns, dass alte und junge Schönheit zueinander passen.

Nach der Rückfahrt nach Kloten auch Rückfahrt wieder im Tram zum Zürcher Hauptbahnhof. Da war der Tag noch jung und die Ideen noch nicht verbraucht. Erneut wendeten wir uns dem Tram zu, allerdings in eine andere Richtung, zum Römerhof. Dort wartete bereits die Zahnradbahn und führte uns in wenigen Minuten zum Dolder, dem bekannten Erholungsgebiet.

Hoch über der Hektik der Stadt wanderten wir ein Stück weit über den Zürichberg. Die Alpen grüssten. Die Aussicht Rigiblick war unser nächstes Ziel. Dort wollten wir noch die Seilbahn Rigiblick benützen. An diesem Tag wurden Renovationsarbeiten ausgeführt. Eine Reise in der Seilbahn nicht möglich. Wir wurden auf einen kleinen Bus verwiesen. Er werde uns ins Tal führen. Und diese Fahrt, sie gab unserem Ausflug noch das letzte Tüpfli aufs i. Sie führte Serpentinen gleich durch Strassen, die wir noch nie betreten haben. Vorbei an vornehmen Häusern mit Bäumen und schönen Gärten. Hier wohnt das reiche Zürich.

Obwohl uns an diesem Tag verschiedene Hindernisse im Weg standen, empfanden wir unseren Ausflug vielseitig und spannend. Ich freute mich besonders auch, dass wir hier oben auf dem Zürichberg eine Stele entdeckten, die

Susanna Orelli-Rinderknecht 1845—1939 gewidmet ist.

Sie ist die erste Frau, der 1919 die medizinische Ehrendoktorwürde verliehen worden ist.
Sie starb im Jahr 1939 und ich kam 1939 auf die Welt.

Sie war eine Vertreterin der Schweizer Abstinenzbewegung und Gründerin des Zürcher Frauenvereins.
Wie wahr auch ihre Weisheit, die auf der Stele festgehalten ist:
IM GUTEN LIEGT EWIGE LEBENSKRAFT.

Die Begegnung mit ihrem Andenken gab unserem Ausflug zum 55. Hochzeitstag einen besonderen Glanz.