Sonntag, 25. Februar 2007

Seen, Stege, Wanderwege und ein persönlicher Kraftort

Auch ich lese gerne Bücher über Kraftorte und deren spirituellen Hintergrund. Gerade bin ich auf einen Hinweis über eine diesbezügliche Neuerscheinung gestossen. Im AT Verlag, Baden, sei das Buch „Magisches Zürich“ erschienen. Autorin: Barbara Hutzl-Ronge. Ich habe es noch nicht gesehen, bin gespannt, was ich noch nicht weiss.

Mehr noch als die in Büchern beschriebenen Orte der Kraft bewegen mich Orte, die mich persönlich angesprochen haben. Besser würde ich jetzt in der Mehrzahl reden, denn meist ist Primo dabei, wenn uns eine Landschaft verzaubert. Ist so etwas geschehen, vergessen wir das nicht und kommen sicher eines Tages zurück. Aber erst, wenn wir lange genug davon geschwärmt haben.

Den ersten tiefen Landschaftseindruck habe ich als 6-jähriges Kind erhalten, als ich zum ersten Mal nach Rapperswil kam und dort die Weite des Sees und den offenen Himmel sah. Noch heute kann ich mich an die überwältigenden Gefühle von damals und auch an die Angst vor dem grossen Wasser erinnern. Wir lebten noch in Wald ZH. Das Dorf liegt in einem Kessel. Weite gibt es dort nicht, wohl aber Hügel und Berge, die den Horizont begrenzen. Wer sie besteigt, kann aus der Vogelperspektive den Zürichsee erblicken. Ihm aber ganz persönlich begegnen und in einem kleinen Motorboot zur Insel Ufenau übersetzen, das war ein prägender Eindruck für mich.

Dieser Raum, ausgehend von Rapperswil mit dem Zürich- und dem Obersee, mit den Hügelzügen auf Schwyzerboden und dem Blick zu den Glarner-Alpen hin, haben noch immer eine magische Wirkung auf mich. Hier nehme ich feinste Energien wahr. Hier verweile ich gerne. Hier tanke ich auf. Jede Jahreszeit beschenkt uns da mit Farbklängen nach eigener Art. Und im Winter, wenn die Berge verschneit sind und sie noch niemand entjungfert hat, lässt uns ihr Anblick ehrfürchtig werden. Am liebsten verweile ich dann am frühen Morgen in ihrer Umgebung, einfach zu Zeiten, wenn es nicht laut ist und nicht viele Mitmenschen unterwegs sind.

Früher war es nur der Strandweg, dem Naturschutzgebiet entlang nach Busskirch, den ich immer wieder ging. Seit 2001 hat er Konkurrenz bekommen. Der neue, eichene Holzsteg über die engste Stelle im Zürichsee ist zum Liebling für Ausflügler geworden. Mit seinen 481 Metern Länge ist er eine Art Riviera und führt von Rapperswil nach Hurden. Von dort führt ein Wanderweg auf dem Land nach Pfäffikon, neuerdings an einem abgetrennten Vogelschutzgebiet vorbei. Lukarnen mit Ausblicken im Bretterverschlag, auf verschiedene Körpergrössen eingerichtet, geben Aussicht auf seltene Vögel, aber auch auf den unverbauten Rand des Zürichsees. Hier haben wir am vorletzten Sonntag wieder einmal einen bewegenden Sonnenuntergang erlebt.


Die Geschichte des Steges geht bis ins 14. Jahrhundert zurück und ist im Internet gut dokumentiert.

Wer wissen will, was Schwingung ist, begebe sich auf den von andern Menschen benützten Steg, setze sich auf eine Bank, lasse mit sich geschehen, was das Holz will. Es ist selbstverständlich ungefährlich, aber bewegend im eigentlichen Wortsinn.


Sowohl in Busskirch wie in Hurden treffen Wanderer und Spaziergänger auf alte, gut gepflegte Kapellen. Und an beiden Orten gibt es Speis und Trank. In Hurden sind es vornehme Gasthäuser. In Busskirch ein gemütlicher Gasthof. Es sind eigentliche Stationen, denn über Rapperswil führte der alte Pilgerweg (hier auch Schwabenweg genannt) nach Einsiedeln und als fernstes Ziel nach Santiago de Compostela. Hier haben die Pilger von einst Rast gemacht. Darüber zu sinnieren, lässt mich an ihrer langen Reise ein kurzes Stück teilhaben.

Die Verfasser von „Magic Places of Switzerland“ sprechen mir aus der Seele, wenn sie im Internet schreiben: „Kraftplätze sind nicht in erster Linie spektakuläre Orte, an denen die grossen Wunder geschehen, sondern Orte, an denen relativ ungefiltert Schwingungen ausströmen, die in allen Wesen der Natur eine Antwort auslösen.“

So treffend hätte ich es nicht sagen können.

Donnerstag, 22. Februar 2007

Die Parabel vom Mann, der Wasser schöpfen musste

Am Sonntagmorgen. Ich hatte gerade die Sendung „Perspektiven“ über „Demut, ein christliches Urwort kehrt zurück“ auf Radio DRS 2 gehört und mich danach gefragt, was bewirken eigentlich solche Sendungen? Wir hören zu und dann, was geschieht dann?

Das Thema erinnerte mich an etwas in mir vor Jahrzehnten Eingelagertes, und es ergänzte dieses, doch könnte ich jetzt den ganzen Beitrag mit dem Gespräch zwischen Lorenz Marti und dem Basler Theologen Michael Bangert nicht wiederholen.

Es war einfach eine halbe Stunde wohltuender Konzentration, innerer Ruhe und Zustimmung. Danach Freude, dass dieses Thema nach langer Zeit wieder einmal besprochen worden ist. Und Hoffnung, dass es an vielen Orten gut ankomme, denn es kam frisch und lebendig daher.

Und heute ist mir die passende Parabel noch in den Sinn gekommen. Ich hatte sie vor gut 20 Jahren einmal gehört und dann aufgeschrieben. Sie beantwortet meine Frage. Da ist sie.

Ein Glaubender, der sich unglücklich fühlte, weil er alles, was er jeweils aus den Schrift-Auslegungen seiner Religion hörte, gleich wieder entschwinden sah, suchte einen Weisen am Rand der Wüste auf. Ihm schilderte er sein angebliches Unglück, das reiche Gut seiner Religion nicht fassen zu können.

Anstatt auf seine direkte Frage einzugehen, schickte ihn der Weise mit einem geflochtenen Korb, der bis anhin verstaubt in der Ecke seines Zeltes gestanden hatte, zum Brunnen und hiess ihn, Wasser holen. Der Mann tat, wie ihm geheissen, hoffte vielleicht auf ein Wunder, denn jedem ist im vornherein klar, dass ein lockeres Geflecht keine Flüssigkeit aufbewahren kann. Und so war es auch. Kaum geschöpft, sickerte das Wasser davon.


Der Fragende kam zurück und bedauerte, dass er die Aufgabe nicht erfüllen konnte. Der Weise aber verhielt sich ungerührt und schickte ihn mit demselben Auftrag erneut fort. Muss ich vielleicht zuerst eine besondere Geduldsprüfung bestehen, überlegte er sich. Mit dieser Haltung fiel es ihm nicht so schwer, noch einige Male mit immer demselben Auftrag erfolglos an den Brunnen geschickt zu werden.


Dann aber bekam er die Antwort.


Der Weise fragte: „Was ist mit dem Korb geschehen. Schau genau hin!“

„Er wurde gereinigt, ist jetzt sauber.“
„So ist es. Und so verhält es sich mit den gehörten Worten. Auch sie sickern durch, aber sie reinigen dich.“

Sonntag, 11. Februar 2007

An die Werber und Grafiker: Bitte um etwas mehr Sorgfalt!

Seitdem es die computertechnischen Möglichkeiten gibt, Bilder verändern zu können, begegne ich oft Publikationen, denen der eigentliche Wahrheitscharakter abhanden gekommen ist. Sie gaukeln etwas vor, das so nicht der Realität entspricht. Wenn nicht vermerkt ist, dass es sich um eine Fotomontage handelt, dann ist die Bildaussage für mich unwahr. Eine Art Lüge.

Beispiel: Das Restaurant „Mère Catherine“ im Nägelihof, nahe beim Grossmünster in Zürich, wirbt mit einer Postkarte für Mittelmeergefühle und die feine Mittelmeerküche in Zürich. Sie suggeriert Zürich mit Meeranstoss. Die Luftaufnahme über die rechte Seeuferseite, dort wo die Limmat aus dem See ausfliesst, wurde so verändert, dass es den Fluss nicht mehr gibt und Zürich mit feinem Sandstrand am Meer liegt. Das Limmatquai und die Altstadt rund ums Grossmünster blieben unangetastet. Für alle, die Zürich kennen, ist das eine lustige Sache. Schicke ich diese Karte aber Freunden, die noch nie in Zürich waren, nehmen sie automatisch an, sie entspreche der Wahrheit. Denn es fehlt ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Fotomontage handelt.

Ebenso stört mich die Rückseite des „ZürichCARD-Guide 2007“, der für eine Pauschalkarte wirbt, die sowohl den Eintritt in über 40 Museen, freie Fahrt mit Tram, Bus, Bahn, Schiff und Seilbahn im Bereich des Zürcher Verkehrsverbunds und einige weitere Angebote beinhaltet. Das Titelblatt zeigt das Grossmünster mit dem Limmatschiff. Auf der Rückseite dieses Führers finden wir Zürich und Umgebung aus der Vogelperspektive. Ein Bild ganz in Grün, nur aus Landschaft bestehend. See, Limmat und Sihl sind angeschrieben. Die Stadt und die gesamte Besiedlung dieses Gebietes sind aber ausradiert. Mitten im Bild nur der kurz vor der Vollendung stehende Sihlcity-Komplex.

Ich verstehe. Die Werber wollen uns das Verhältnis dieser grossen Sihlcity-Innovation zeigen. Diese so genannte „kleinste Grossstadt“ ist gewaltig. Sie wird 80 Läden, 13 Restaurants, 1 Fitness-/Wellnesscenter, 9 Kinos, 1 Kulturhaus, 4 Tanzflächen, 132 Hotelzimmer beherbergen. Eröffnung am 22. März 2007.

Aber wieder meine Frage: Werden Aussenstehende mit solchen Bildern nicht getäuscht? Zürich ist eine Stadt. Die Steine dominieren. Es gibt Grünflächen und Parks, aber keine unbebaute Landschaft, wie sie abgebildet ist. Und bitte: Ist denn ein solcher Führer nicht in erster Linie für Menschen gedacht, die Zürich entdecken wollen? Wir, die wir hier leben, können ob solchen Konstruktionen ja lachen. Muss ich jetzt immer warnen, wenn ich Freunden im In- und Ausland solche Broschüren zustelle, damit sie dann nicht enttäuscht sind?

Ein ähnliches Thema ist mir heute Morgen ganz unerwartet auch noch beim Kauf eines Liters Milch begegnet. Genau gesagt spreche ich von einem Liter Milchdrink mit dem Label „Zürich region“ und dem Hinweis des Migros-Engagements „Aus der Region. Für die Region“. Diese Milch hat unnötigerweise eine neue Verpackung bekommen. Die alte war schlicht und unspektakulär, gab aber den Eindruck von etwas Unverfälschtem, Natürlichem.









Jetzt wird mit der neuen Aufmachung auf ein Produkt der Region verwiesen und man benützt Bilder der Stadt. Im Label „Zürich region“ treffen wir das Grossmünster als Buchstabe „Ü“ an. Zudem ziert eine schlecht reproduzierte Foto des Limmatquais vier Seiten der Milchpackung. Züribiet ist aber nicht Stadt-Gebiet. Es weist auf den Kanton mit seiner Landwirtschaft hin. Die grafische Umsetzung orientiert sich aber nicht daran. Ich lebe seit 1947 in Zürich und habe nie bemerkt, dass am Limmatquai, einer langen Flaniermeile mit historischen Häusern, Kühe grasten.

In meinen Augen ist es eine Beleidigung den Milchproduzenten gegenüber, dass sie ihr landwirtschaftliches Produkt mit Bildern aus der Stadt verkaufen müssen. Hier fehlt so ziemlich in allen gestalterischen Belangen ein Feingefühl und Sorgfalt. Mich stört auch die unterschiedliche Schreibweise des Worts Region. Im Label klein, im so genannten Versprechen von Migros „Aus der Region. Für die Region.“ dann wieder gross.

Das alles beelendet mich. Etwas mehr Wahrhaftigkeit und Sorgfalt täte unserer Alltagswelt gut, und vor allem die Kinder fänden wieder eine Basis, auf der sie ihre Entdeckungen zu rechtem Wissen aufbauen könnten.