Die Insel Hombroich (im Umfeld von Düsseldorf) lassen wir uns dann nicht nur beschreiben. Wir besuchen sie. Wir finden eine Auenlandschaft von grossem Ausmass. Ein Format, wie ich es noch nie gesehen habe. Unberührte Natur, wenn wir von den Bauten absehen, die, wie es heisst, „parallel zur Natur“ hier eingefügt worden sind. Kunst und Natur als 2 Welten, die nebeneinander bestehen. Bäume, wie sie die Auenlandschaft hervorbringt, aber auch Bäume von Menschenhand als gestaltete Flächen gepflanzt. Schlichte und strenge Architektur, die Kunst aufnimmt und Räume, in denen wir singen können und eine verblüffende Akustik erleben. Eine alte Parklandschaft gehört zu diesem Gelände, in dem wir uns während 6 Stunden aufhalten, ohne uns eine Minute zu langweilen. Viele gepflegte Wege und hinter jeder Wegbiegung ein anderer Kunstaspekt. Zum Beispiel auch Steinsetzungen. An der Wand des Steinhauerateliers lese ich „Kunst ist Seelsorge“.
In der Insel-Cafeteria können wir uns verköstigen. Erstaunt stellen wir fest, dass das Essen im Eintrittspreis inbegriffen ist. Wunderbar! Und die Menschen, die in der Schlange dafür anstehen, sind alle geduldig, freundlich und von der Stimmung auf dieser Insel wie verzaubert.
Als ich an der Theke, wo ich eine Tasse Tee holen kann, mit der jungen Frau, die dafür zuständig ist, ins Gespräch komme, erfahre ich, dass sie Innenarchitektin ist und hier eine Teilzeitstelle innehat. Es seien hier viele Persönlichkeiten aus unterschiedlichster Herkunft und Kulturen anwesend (Bildende Künstler, Sänger, Musiker, Dichter, Gärtner usw.) und ebenfalls an anfallenden Arbeiten und Visionen beteiligt. „Vielleicht ist die Insel nur zu erleben, nicht zu beschreiben“, heisst es im einführenden Bericht über Hombroich auf der Homepage.
Hombroich ist wirklich etwas Anderes. Etwas Spirituelles. Es liegt etwas Achtsames über allem. Ein Ort für den mündigen Menschen, scheint mir. Ohne Hinweise, ohne Beschilderungen. Alle Wege dürfen vorerst einmal Überraschungen sein. (Ein Faltblatt mit einem Plan der gesamten Anlage ist dann aber doch hilfreich.) Dieser natürliche Ort wirkt ausgleichend auf alle, die zu Besuch gekommen sind.
„Die Insel ist urweiblich.
Sie gebärt, hält zusammen, stützt, dient und lässt frei. Sie ist kein Muss, sondern ein Darf. Sie ist nicht entweder – oder, sondern sowohl – als auch.
Sie fordert jeden zur täglichen Auseinandersetzung mit sich selbst. Sie ist kein männliches Feld für Organisation, Hetzjagd, Anhäufung, Macht und Demonstration.“
(Von einem Mann geschrieben: Karl-Heinrich Müller)
Hinweise
Ich verweise zudem auf meinen Beitrag „Die Aue“, der im Textatelier.com unter „Glanzpunkte“ (Nr. 79) aufgeführt ist.