Wie üblich, zogen uns auch in Garmisch-Partenkirchen die
Ständer mit den Postkarten magisch an. Hier gab es eine Rubrik, die auf
Worte anstelle von Fotografien setzt. Grafisch zeitgemäss, schön,
humoristisch und witzig.
Primo las als erster MIA SAN MIA, verstand diese Aussage blitzschnell und bezog sie auf unsere Familie (Wir sind wir). Sie ist aber nicht auf Feriengäste ausgerichtet, sondern gehört dem Stolz der Bayern und ihrem FC Bayern München.
Es gab da noch andere Redensarten, die uns gefielen. Der Überraschungsgruss JA MEI!, GRÜASS DI! Oder auf einer roten Fläche die Buchstaben IMOGDI (Ich mag Dich). Anstelle der i-Punkte waren Herze eingesetzt. Diese Karte sandte die Enkelin Mena dann ihrer Mama. Gefallen hat mir auch das rote Herz auf einer weissen Karte und das Wortspiel MEHRSOGINED (mehr sag’ ich nicht).
Der Kartenverlag cityproducts.de hat noch viele solcher Redewendungen aus anderen Sprachregionen Deutschlands in seinem Sortiment.
Nicht vergessen werde ich auch den schrägen Typ, den wir auf
einem Spaziergang entdeckten. Da waren wir aber noch nicht informiert,
was dieser eiserne Schwung aussagen soll. Wir standen am
gegenüberliegenden Flussufer der Partnach und schauten zu, wie
sie ein Bach in sich aufnahm. Es war sehr kalt. An den entlaubten
Gebüschen hingen Eiszapfen. Ein paar Sonnenstrahlen leuchteten das weite
Flussbett aus. Ein schöner Ort, wo wir trotz Minustemperaturen gerne
verweilten. Als wir die Brücke überquert hatten, standen wir gleich vor
der Eisenskulptur, die uns schon von weitem aufgefallen ist. Und lasen
folgende Erläuterungen.
ein schräger typ, der aus der partnach kam.ursprünglich ein gerader 13 m langer stahlträger u-200,hergestellt in der maxhütte sulzbach-rosenberg.teil eines alten steges hinterhalb der klamm.vom hochwasser pfingsten 1999 erfasst und mitgerissen.verbogen, geschleift, verdreht vom geröll und denwassermassen , im flussbett verschwunden.auf Höhe des wittelbacher park,bei massnahmen zur hochwasserverbauung,2008 wieder zum vorschein gekommenund vom bagger an land gesetzt.herbert saller. juni 2011
Wahrscheinlich ist die Skultpur, wie sie jetzt mit einem Chromstahlrohr fixiert dasteht, gut 3 Meter hoch.
Sie liess uns kaum mehr los. Sie bietet eine eindrückliche Lektion über Urgewalten und Wasserkraft.
Die Signatur, die sie im verbogenen Eisen hinterlassen hat, gefällt
mir. Zusammen mit dem schrägen Chromstahlrohr sehe ich ein
schwungvolles „R“. Ein sogenanntes Rechtzeichen, wie die Lehrer
damals ähnlich prägnante Signaturen unter unsere Aufsätze schrieben,
wenn sie damit zufrieden waren.