Wer mich gut kennt, weiss bereits, dass für mich ein Leben ohne Post Vereinsamung wäre.
Darum erzähle ich gern wieder einmal eine Post-Geschichte, die Applaus verdient.
Wir meldeten unsere Adressänderung. Primos Schreinerei im Welti-Furrer-Areal sei aufgehoben. Alle an sie adressierten Briefe und Pakete sollen neu an unsere Wohnadresse umgeleitet werden.
Tochter Letizia kümmerte sich um das Formular im Internet und füllte es mit unseren Angaben aus. In solchen Augenblicken wird mir jeweils bewusst, wie alt wir geworden sind und ohne Hilfe nicht zurecht kämen.
Kein Problem für jüngere Leute. Die digitale Adressänderung von Letizia übermittelt, wurde sofort automatisch akzeptiert und 4 Tage später fanden wir die korrekt umgeleitete Briefpost im Briefkasten unseres Wohnortes.
Ohne uns zu informieren, hat Letizia für uns noch eine Kontrolle eingefügt. Mir schickte sie eine Fotokarte, wie üblich an unsere Wohnadresse. Für Primo adressierte sie eine Postkarte mit der Schreinerei-Adresse versehen, die nicht mehr gültig war. Jede Karte wurde am selben Tag, aber nicht am selben Ort in der Stadt Zürich in den gelben Briefkasten geworfen. Und beide kamen gleichzeitig bei uns zu Hause an. Beide wurden im Briefzentrum Mülligen zur selben Zeit bearbeitet. Beide Stempel tragen den Tag 18.10.17 und die Uhrzeit 22 Uhr. In dieser Bearbeitungszeit muss der Computer mit unsere Adressänderung konfrontiert worden sein und die neue Anschrift entdeckt haben. Diese drückte er maschinell ans untere Kartenende und ermöglichte so, dass beide Sendungen wieder zusammenfanden und miteinander in unserem Briefkasten landeten.
Wir staunten und freuten uns!
Tags darauf erhielten wir Briefpost mit gelben Klebern, auf denen unsere Heimadresse aufgedruckt worden ist. Offenbar können nur Sendungen maschinell bearbeitet werden, wenn die Briefumschläge sorgfältig und in einem gewissen Rahmen angeschrieben sind, damit sie der Computer problemlos erfassen kann. Aber offensichtlich kann er keine Adressen vom Fenstercouvert automatisch bearbeiten. Mit Unebenem arbeitet er nicht. Ich stellte auch fest, da wo gelbe Adresskleber nötig waren, ist der Brief uneben. In einem gelb beklebten Couvert fand ich zum Beispiel einen Weihnachtsstern, in einem anderen Bettelbrief einen Kugelschreiber. Solche Sendungen können nicht maschinell bearbeitet werden, folgere ich jetzt.
Wahrscheinlich gehören die gelben Kleber noch zur postalischen Handarbeit. Ebenso die Korrektur der Postleitzahl 8084 auf einem Brief für uns. Richtig wäre 8048 gewesen.
Letizias Karte «Ich hol Dir die Sterne vom Himmel» verlangt noch einen Hinweis:
Letizia spricht da ihren Vater als Kunigunde Elfriede Pümperlitz an. Diese ist in unserer Kommunikation eine Figur, mit der wir Spass machen und kleine Geschichten erzählen, damit das Leben nicht immer nur ernst ist.
Tage zuvor ist im Tages Anzeiger ein Artikel über jene Mieter aus dem Welti-Furrer-Areal erschienen, die ihre Werkstätten jetzt verlassen müssen. Auch Primo wurde befragt und fotografiert. Und dieses Interview hatte Kunigunde Elfriede Pümperlitz natürlich gelesen. Dass den 4 Männern je eine Figur aus den Geschichten von Asterix und Obelix übertragen wurde, faszinierte natürlich unsere Kunigunde.
Das gallische Dorf von Zürich-West – Tages-Anzeiger-Artikel vom 12.10.2017
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