Wenn ich Daten aus dem Computer versende und die Lichter an meinem
Modem flackern, denke ich öfters an DIE KYBERNETISCHE GROSSMUTTER im
Puppenspielfilm von Jiri Trnka.
Der tschechische Künstler konnte in den 60er-Jahren in der Zürcher
Kunstgewerbeschule (heute Hochschule für Gestaltung) Filme zeigen, und
da war ich dabei.
In diesem Film ist die Grossmutter ein technisches, irrlichterndes
Gebilde, das am Himmel kreist und von dort aus die Enkelkinder
überwacht. Wenn eines Zuneigung braucht, nähert sie sich behutsam. Sie
erzählt auch Geschichten. Es ist lange her, seit ich diesen
aussergewöhnlichen Puppenfilm sah und erstmals künstliche Sprache hörte.
Da war ich noch jung und der Status der Grossmutter kein Thema. Und
doch blieben Bilder und Inhalt dieses Spiels in mir haften. Trnka
vermittelte seine Vision, dass die Technik mehr und mehr menschliche
Fähigkeiten übernehmen werde. In seinem Film sind es sogar Zuneigung,
Hilfsbereitschaft und Mitgefühl.
Nun bin ich auch eine Grossmutter geworden, doch meine Füsse stehen
immer noch auf der Erde. Aber einige Aspekte von Trnkas Visionen haben
sich bereits erfüllt. Dank der Computer-Technik bin ich mit der Enkelin
im Ausland verbunden. Ich kann ihr über E-Mail Geschichten erzählen,
Fotos senden und von ihr ebenfalls Bilder und sogar Tonsequenzen
empfangen. Ich kann sie singen hören und mitverfolgen, wie sich die
Sprache entwickelt.
Angst, dass wir Menschen in Wesen wie die kybernetische Grossmutter
umgewandelt werden, habe ich nicht. Alle Technik ist Werkzeug und auf
den Menschen angewiesen. Selbst ein Roboter ist eine Maschine, auch wenn
er äusserlich einem Menschen nachgebildet ist. Wenn Computer und
Roboter destruktiv werden, dann stehen Menschen mit einer solchen
Absicht dahinter. Die Technik ist neutral. Und zudem besitzt sie keine
angeborene, natürliche Lebensenergie.
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