Es war wie immer. Einfach schön. Bewegend. Etwas für die Seele.
Ulli und Norbert, die Gäste aus Deutschland, kamen mit. Wir wollten
miteinander ins Samstagabendläuten eintauchen.
Nach einem Rundgang durch Altstadtgassen sind wir auf dem Lindenhof angekommen. Kurz vor 19 Uhr. Hier
erwarten wir den abendlichen Siebenuhr-Stundenschlag. Dann wird der
Sonntag eingeläutet. Ein schwacher Wind spielt heute mit und trägt die
Klänge stärker und schwächer zu uns.
Jetzt, beim Schreiben, erinnere ich mich ans Liebfrauen-Geläute
aus der Ferne, dann ans Grossmünster, das einstimmt, an die Klänge der
Glocken der Kirche zu Predigern, ein Geläute, das stark auftritt, weil
uns direkt gegenüber. Fraumünster und St. Peter sind selbstverständlich
auch dabei, aber von unserem Standort aus in der ersten Sequenz nicht
speziell wahrnehmbar. Wir gehen langsam weg, bewegen uns auf die andere
Seite dieses Hofs und werden dort von den Glocken der Augustinerkirche
begrüsst. Hell und mit unbekümmertem Selbstbewusstsein empfinde ich
ihren Klang. Dann verlassen wir den Lindenhof, gehen über die Treppe zum
Rennweg und weiter nach St. Peter. Dort empfängt uns ein Geläut mit
warmer Tiefe, das dem dicken Turm entspricht. Die Wände der Stützmauern
vibrieren. In mir schwingt es, wie wenn ich russischen Chören lauschte.
Hier möchte ich bleiben und weiss doch, dass wir zum Münsterhof
weitergehen müssen, wenn wir innerhalb dieser wichtigen Viertelstunde
auch das Grossmünster noch erreichen wollen.
So nehmen uns sehr rasch die leichter schwingenden Glocken von
Fraumünster in ihren Bann, wenig später stehen wir auf der Münsterbrücke
und finden das gemeinsame Schwingen und Klingen aller Glocken,
dominiert von St. Peter. Das Ausklingen geniessen wir endlich vor dem
Grossmünster. Unter der Linde sitzen wenige Menschen, still und
beschaulich. Eine kleine, hell klingende Glocke setzt den Schlusspunkt.
Da fliegen die Mauersegler nochmals um die Türme. Ich hatte schon vom
Lindenhof aus bemerkt, dass sie beim Stundenschlag aufflogen.
Dann fährt ein Tram vorbei. Der Lärmpegel des Verkehrs übernimmt wieder das Szepter.
Unsere Gäste zeigen sich bewegt. Norbert hat bemerkt, dass
wenige Schritte oder eine Drehung um sich selbst ein ganz anderes
Hörerlebnis hervorrufen kann. Es ist auch immer spannend zu erleben, wie
Mauern und Gassen Glocken ausschliessen oder zulassen. Und wir im Gehen
ermöglichen, dass alle irgendwann Mittelpunkt sein können.
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