Wie Jahre zuvor, trafen am vergangenen Samstag 6 oder 7 Chlauspaare (Samichlaus und Schmutzli) zu einer Feier in der Kirche Heilig Kreuz in Altstetten ein. Viele Kinder waren gekommen, um den Zauber von Sankt Nikolaus auch dieses Jahr wieder zu erleben. Die Feier wurde von Laien gestaltet. 3 Kinder füllten mit ihrer feinfühligen Musik den grossen Kirchenraum. Ein kleines Mädchen und ein nicht viel älterer Bueb spielten Geige, ein etwas älterer Knabe Klavier.
Und mit Begeisterung wurden kindergerechte Lieder gesungen.
Diese von Laien mit den Kindern gestaltete Feier signalisierte die Aussendung der Chlauspaare für ihre Besuche in der Pfarrei. Die Kinder durften dabei behilflich sein. Sie überreichten den einzelnen Chläusen den Stab und ein goldenes Buch. Und die Schmutzlis bekamen Laternen.
Ich verstand diese Gaben als Symbole. Die Geschichte soll weiter bewahrt und erzählt werden. Darum der Stab als Autorität, die Laternen als Wegweiser und Lichtbringer. Und der helle Klang der Glöckchen grosse Freude.
Auf dem Heimweg sinnierte ich über die erlebte, kindergerechte Feier und ich fragte mich, wer was aus ihr bewahren kann.
In meiner Familie besuchte uns der Samichlaus nur ein einziges Mal. Am 6. Dezember stellten wir jeweils alle einen Schuh vor unseren Ofen. Meist nach dem Nachtessen waren sie dann gefüllt. Der Chlaus war da! Scheinbar unsichtbar.
Nach der Ansicht von uns Eltern ging es Primo und mir darum, eine Überraschung zu spielen. Dem Geheimnis einen Raum zu geben.
Natürlich ahnten unsere Töchter eines Tages, dass das ein Spiel sein muss. Und sie versuchten, uns zu beobachten und hinters Licht zu führen. Der Altersunterschied der beiden ist 6 Jahre. Die Ältere konnte sich gar nicht mehr recht freuen. Und die jüngere sorgte sich um den Klaus. Sie fragte mich einmal, dass ihr aufgefallen sei, dass unser Ofen, den wir mit Holz und Kohle heizten, immer noch starke Wärme ausstrahle. Sie fragte besorgt, wie könne der Klaus, von dem erzählt werde, dass er durch den Kamin ins Haus gelange, uns seine Gaben bringen…
Der persönliche Samichlaus besuchte uns nur einmal. Die Grosseltern waren an diesem Abend bei uns zu Besuch. Da polterte es plötzlich an unsere Fensterläden. Alle horchten auf, liessen Gespräche versanden. Letizia hatte sogar den Schatten vom Bischofstab an unseren geäzten Fensterscheiben entdeckt. Oha! Sie beteuerte, keine Angst zu haben, stand aber wie angewurzelt da. Eine Weile nur, dann sagte sie sehr bestimmend: Papi und ich gehen an die Tür. Der Vater an der Hand des Kindes oder umgekehrt? Letizia war gut vorbereitet. Sie trug Verse auf, sang Lieder und spielte ihre selbst komponierte Melodie. Der Klaus freute sich, dass sie ihn nicht fürchtete.
Er wurde auch beschenkt. Primo holte eine Flasche Wein mit dem Namen «Himmelsleiterli-Wy» aus dem Keller und übergab ihn dem Samichlaus, auf seinen Heimweg deutend. Dieser muss aber eher an die Leiter Richtung Ewigkeit gedacht haben, denn er antwortete, es sei wohl besser, er trinke ihn noch vorher.
Mein Schwager P. spielte an diesem Abend die Rolle von St. Nikolaus. Letizia erkannte ihn nicht, sagte aber später, er sei ihm ähnlich. Von mir wollte sie noch wissen, über wie viele Berge er gehen müsse, bis er zu Hause ankgekommen sei.
Sankt Nikolaus ist der Heilige, der Samichlaus sein Vertreter.
Oft sprechen wir auch nur vom Klaus oder Chlaus.
Einer meiner Blogs aus dem Jahre 2005 zum Thema Samichlaus:
Der unbekannte Samichlaus an der M-Kasse im Kreis 5
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