Der Rhein ist immer wieder ein Thema in unserer Familie. Allerlei Geschichten mit ihm befinden sich bereits im Blogarchiv. Die Urgeschichte veröffentlichte ich am 25.3.2007. Sie sensibilisierte uns von jeher auch für andere Flussläufe und animierte zu manchen Wanderungen und Reisen. Obwohl wir ihn schon lange kennen, ist uns sein ganzer Lauf bis zur Mündung noch nicht bekannt.
Unsere Gastgeber, die gefundenen neuen Verwandten V. und S., fanden für uns ein Hotelzimmer mit Ausblick auf den Rhein. Auf uns zugeschnitten. Besser hätten sie nicht wählen können. Uns gegenüber die Festung Ehrenbreitstein, eine der grössten Festungsanlagen Europas. Es sei keinem Feind je gelungen, sie einzunehmen, wurde uns gesagt. Aber uns für sie einzunehmen, das gelang ihr. Sie war beleuchtet, als wir das Hotel bezogen. Sie strahlte uns an. Da wussten wir bereits, dass uns die Seilbahn an einem kommenden Tag dort hinauf befördern werde. Diese überquert den Rhein und überwindet 112 Höhenmeter. Sie führt in einen Landschaftspark, der seinerzeit für die Bundesgartenschau Koblenz gestaltet worden ist. Überall, wo sich Einflüsse dieser Schau zeigten, bewunderten wir eine feinsinnige Gartenarchitektur.
Und aus der Höhe konnten wir den Zusammenfluss von Rhein und Mosel überblicken. Obwohl wir zuvor um das deutsche Eck spazierten, schenkte uns erst der Blick aus der Höhe das Gesamtbild der Flüsse Rhein und Mosel, die sich hier vereinigen. Das Prospektblatt spricht von einem spektakulären Ausblick über das UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Imponiert hat mir auch die Römerbrücke über die Mosel kurz vor dem Zusammenfluss mit dem Rhein. Wenn wir jeweils am Abend ins Hotel zurückgefahren wurden, schaute ich regelmässig nach ihr aus. Sie war immer illuminiert. Sie wirkte auf mich wie ein Wegweiser aus ferner Zeit. Sie ist auf der Prospektfoto gut sichtbar.
Wer Übersicht liebt, dem wird Ehrenbreitstein gefallen. Ihr Ort in der Höhe und die Festung als solche, sie imponieren. Wege, Gänge, Hallen und Plätze beanspruchen und gestalten viel Raum. Sie dürfen begangen werden. Alles ist grossräumig, grossartig. Man kommt sich klein vor und freut sich gerade deshalb, dass diese machtvolle Anlage besucht werden darf und dass man den Heimweg problemlos wieder findet.
Hier oben werden im Jahreslauf auch Feste gefeiert und Veranstaltungen inszeniert.
Wir staunten über dieses grandiose Werk. Eine Anlage, die dem Land offensichtlich viel Ehre eingetragen hat. So deute ich den Namen Ehrenbreitstein. Ganz oben auf der offenen Plattform, dem Himmel nahe, erlebten wir den Sonnenuntergang. Und danach trug uns die Seilbahn lautlos wieder ins Tal zurück.
In Koblenz lernten wir Gaststätten mit Tradition kennen. Und wir besuchten Kirchen. In der Nähe unseres Hotels die Basilika St. Kastor. Diese Kirche schaut einen an. Ein Ort mit viel Geschichte und künstlerischem Reichtum. Ebenso berührte uns ihre Umgebung. Der Blumenhof im ehemaligen Umfeld einer Klostergemeinschaft trägt auch Züge der Bundesgartenschau. Eine natürliche Schönheit.
Ausserhalb der Kirchenmauer sind es dann Werke von Künstlern, die den Ort mitgestalten. Es sind weder Engel, die das Tor bewachen noch Heilige, die ihre Geschichte erzählen wollen. Nein, es sind Prestige-Objekte der Menschen von heute. Zum Schmunzeln.
Und nochmals zum Rhein zurück. In Koblenz habe ich ihn nicht nur als Fluss, sondern als Wasserstrasse erlebt. Diese Bezeichnung fiel mir erst ein, als ich Frachtschiffe, Ausflugsschiffe und Hotelschiffe beobachtet habe. Tag für Tag zogen sie zahlreich an uns vorbei oder legten an. Erwachte ich frühmorgens noch vor Sonnenaufgang, stand ich meist eine halbe Stunde am Fenster oder auf dem Balkon und beobachtete das hektische Treiben auf dem Wasser. Und liess mich bezaubern von den mannigfaltigen Lichtspielen.
Einerseits von Lampen an den Schiffen vorbeiziehender Kähne und andererseits von fixer Verkehrs- Beleuchtung. Ich fotografierte eine solche Schau und war dann enttäuscht über meine banale Aufnahme. So beeinflussen uns Emotionen. Sie können alles vergrössern.
Ich schaute auch immer ans rechtsrheinische Ufer und beobachtete die Zugskompositionen mit Frachtgütern. Sie folgten einander in nur geringen Abständen und machten viel Lärm. Die dort wohnenden Hausbesitzer sind nicht zu beneiden. Die Unruhe, die sie ertragen müssen, ist gewaltig.
Abschliessend grüsse ich die Vogelschwärme auf ihrem Zug ins Nachtquartier. Sie haben mich begeistert. Mehrmals konnte ich sie vom Balkon aus beobachten. So tief fliegend erlebe ich sie hier in Zürich nicht. Ich bewunderte ihre Schwünge und auch ihren Zusammenhalt. Wie gut es sich anfühlen muss, zu einem Ganzen zu gehören und von ihm gehalten zu sein.
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