Der Zug mit den Lichtern wird jedes Jahr grösser. Junge Familien
schätzen die Räbenlichter-Umzüge mehr und mehr. Es ist eine besinnliche
Manifestation, die in Zürich im November in vielen Quartieren ihre
Tradition hat.
Da werden dann die Strassenlichter für die Dauer des Umzuges gelöscht.
Verantwortliche aus den Quartiervereinen gehen mit Fackeln voran. Kinder
in Begleitung der Eltern tragen die ausgehöhlten und mit Schnitzereien
dekorierten, an Schnüren hängenden Räben (eine Sorte von Futterrüben)
durchs Quartier. In ihnen brennt ein Licht. Die Feuerwehr ist dabei, und
was uns allen immer ganz gut gefällt, sind jene Passagen auf sonst
stark befahrenen Hauptstrassen, die für die Umzugsdauer nur den
Fussgängern gehören dürfen.
Diesmal waren die Enkelkinder aus Paris angereist. Mena, die
4-Jährige, durfte ihre mitgestalteten Lichter tragen. Der Grossvater
schnitzte nach ihren Vorgaben die Motive in die Räbenhaut. Einige der
Dekorationen nannte Mena „artifices“, Kunstgebilde. Es gehörten
wie immer Sonne, Mond und Namen dazu, aber auch Häuser, Bäume, Blumen.
Mit einem Bleistift stupfte Mena winzig kleine Löcher in die Haut und
brachte zu unserem Erstaunen einen strahlenden Sternenhimmel hervor. Letizia
faszinierte uns mit einem Schneestern, den sie mit Hilfe einer
Guetzliform (Gebäck-Ausstechform) auf die Räbe zauberte. Der Kinderwagen
der kleinen Nora wurde auch mit Räbenlichtern dekoriert.
DieTee-Lichter in den ausgehöhlten Räben brachten ganz allgemein wieder
viele Kunstwerke zum Leuchten. Da immer auch Mütter und Väter aus
fernsten Ländern mitmachen, kommen neue Ideen dazu. Räbenlichter können
nicht fertig gekauft werden. Sie müssen selber geschaffen werden.
Gemeinschaftszentren bieten Hilfe an. Auch in Jugendgruppen werden
Kinder angeleitet. Wir bewunderten auch diesmal wieder viele Techniken
und sammelten Ideen fürs nächste Jahr. Die Räbenlichter-Tradition ist
wirklich ein kulturelles Ereignis und mobilisiert die Phantasie.
Als ich heute Abend wieder am Röschibachplatz vorbei kam, war es dort
ganz still, unwirtlich und dunkel. Es regnete. Hier stand der Umzug
letzte Woche still. Eine Jazz-Band steigerte die Festfreude. Die Kinder
staunten. Es war ein Zauber auszumachen.
Die Räben wurden selbstverständlich nach Gebrauch nicht fortgeworfen.
Jetzt hängen sie am Balkon von Letizias Wohnung, wo der Umzug jedes Jahr
durchkommt. Zwei sind in unserem Garten an Ästen der Kiefer aufgehängt
und werden jeden Abend mit neuen Lichtern gefüllt. Obwohl bereits etwas
geschrumpft, erfüllen sie weiterhin ihren Auftrag, Licht in die dunkle
Jahreszeit zu bringen.
Geschichten von Rita Lorenzetti-Hess aus Zürich-Altstetten und
Archiv sämtlicher Blog-Beiträge aus der Zeit beim Textatelier Hess von Biberstein
Montag, 13. November 2006
Freitag, 10. November 2006
La goutte d’or: Soziotope urbaner Kultur Zürich – Paris
Das Wort „Soziotope“ gefällt mir, und wo ich es erstmals gelesen
und gleichzeitig umgesetzt erlebt habe, zeigte es mir seinen Inhalt.
Es besteht eine Stadtteilpartnerschaft zwischen Paris 18 („La
goutte d’or“) und dem Zürcher Aussersihl-Quartier. Und aus ihr
resultieren gegenseitige Ausstellungen und kürzlich ein Konzertabend mit
Kindern aus den beiden Städten. Kinder aus über 20 Nationen sangen
Lieder und musizierten, denn beide Quartiere sind multikulturelle Orte.
Aus Paris unter der Leitung von Patrick und Louise Marty, aus Zürich von
Sacha Rüegg.
Das Programm umfasste sogar einen „Blues de la goutte d’or“,
die von den Pariser Kindern selbst kreiert worden sei. Zürich eröffnete
das Konzert mit einem eigenen Rap und demonstrierte gleich zu Beginn
das für die französischen Ohren vermutlich wie Kauderwelsch anzuhörende
Schweizerdeutsch. So ging es hin und her. Zuerst die Chöre nach ihrer
Herkunft einzeln, im zweiten Teil dann gemeinsam. Auch Joe Dassins „Oh Champs Elysées“
war zu hören und riss das Publikum mit. Packend dann alte Kinderlieder
aus der Schweiz mit Jodel-Refrains und ganz eindrücklich der über 65
Jahre alte und an diesem Abend auferstandene, durchlüftete Schlager „Nach em Räge schiint d Sunne“ (Nach dem Regen scheint die Sonne). Da zeigte es sich, dass auch Weltstadtkinder begeistert jodeln können.
Auch das Konzert jener Kinder, die in der „Goutte d’or“
Musikunterricht erhalten, beeindruckte. Einen Riesenapplaus bekam der
junge Trompeter, dessen unverfälschte, starke Töne weit ausstrahlten und
über unsere Rücken rieseln liess.
Pfarrer Anselm Burr, der die Gäste in seiner Citykirche, dem
„Offenen Sankt Jakob“ auftreten liess, steuerte noch eine Geschichte zu
den Darbietungen bei. Er erzählte den Kindern, dass in dieser über 100
Jahre alten Kirche eine Persönlichkeit ganz zurückgezogen lebe und eine
wichtige Aufgabe erfülle. Sie sei aber scheu, ängstlich und verletzbar
und er wisse nicht, ob sie ihm den Wunsch erfülle, sich den Gästen kurz
zu zeigen. Er bat uns, die Augen zu schliessen und nach einem Zeichen
diese langsam und blinzelnd wieder zu öffnen. Da war dann eine Kerze
entzündet und Burr lüftete das Geheimnis. Es sei die Stille, die hier
lebe und vor der wir uns und unsere Darbietungen hören können. Sie
ermögliche uns aber auch, in der Stille die Stille zu hören.
So habe ich das verstanden. Den französisch sprechenden Kindern wurde das Geheimnis in ihre Sprache übersetzt.
Aus der eigenen Jugend weiss ich, dass solche Erfahrungen prägend
sein können. Musik als Mittelpunkt, Treffpunkt von Kindern und jungen
Menschen verschiedenster sozialer Herkunft. Gemeinsame Erlebnisse.
Gemeinsame Anstrengungen. Gemeinsames Unterwegssein. Das alles ist
Horizont erweiternd, Gemeinschaft fördernd und offensichtlich
Bestandteil der sozitopischen Kultur.
Ich danke allen, die solches ermöglichen. Den an diesem Abend
Sichtbaren und offensichtlich von einem Charisma Begleiteten, aber auch
jenen wichtigen Mitarbeitenden, die im Hintergrund wirken, wie es die
Stille tut.
Dienstag, 31. Oktober 2006
Wenn die Mutteraufgabe als Beruf anerkannt wäre ...
Auch ich verfolge die Diskussionen um die Mütter, um das „Eva-Prinzip“ (Buchtitel), wie es Eva Herman mit ihrem Buch in die Welt gesetzt hat. Ich kann mir gut vorstellen, wie viel Unsicherheit jetzt wieder gesät wird.
Und ich erinnere mich an Beatrix, an eine Familienmutter
zwischen 45 und 50, die mir im Frühjahr einmal erzählte, wie erschöpft
und unglücklich sie sei. Neben ihren 3 Kindern im Primarschulalter hatte
sie noch eine Freiwilligenarbeit in einer sozialen Institution
übernommen und ihre Kräfte überschätzt. Eigentlich ist sie eine
Bilderbuchmutter, die es schätzt, der ganzen Familie ein wohliges
Zuhause zu schaffen. Das würde ihr grundsätzlich genügen, sagte sie mir.
Aber sie fühle sich minderwertig, wenn sie in Gesellschaft keine Arbeit
ausser Haus vorweisen könne. Sie weinte, als sie mir ihre Probleme
schilderte.
Gestern habe ich sie wieder getroffen. Ich fragte nach, ob es immer noch weh tue, wenn die dumme Frage „Was machst denn Duuu?“ gestellt werde. Sie habe jetzt einen Ausweg gefunden, sagte sie verschmitzt. Sie antworte nun meistens : „Ich bin pensioniert und muss nicht mehr arbeiten.“
Da sei das Gegenüber dann irritiert und sie von weiteren Fragen erlöst.
Da stimmt doch etwas in unserer Gesellschaft nicht, wenn sich solche
Ausweichmanöver aufdrängen.
Am 27.10.2006 gesellte sich noch eine weitere Stimme, diesmal aus dem „Tages-Anzeiger“, zu den Aussagen von Beatrix. Im Beitrag „Die kurze Kinderphase geniessen“ las ich von einer jungen Mutter, wie ich solche Erfahrungen aus meinem eigenen Leben auch kenne: „Man
wird nur über den Beruf wahrgenommen. Wenn ich an irgendeinem Anlass
jemandem erzähle, ich sei Mutter und nicht arbeitsfähig, dann stoppt das
Gespräch. Niemand fragt mich, welches Buch ich lese oder ob ich Hobbys
habe.“
Diese Haltung, oft unter den Frauen selbst, ist in meinen Augen das
grössere Problem als die Entscheidung eines Paares, wie Broterwerb und
Familien-Management aufgeteilt werden. Es schafft seelischen Druck und
schwächt das Selbstwertgefühl.
Es sollte sich in unserer Gesellschaft ein offeneres Denken
entwickeln, in dem viele Variationen von Lebens- und Familienentwürfen
Platz haben. Wir alle sind gefordert. Es gibt nicht nur eine gültige
Entscheidung. Je mehr wir uns selber sein können, sind wir echt und
stark. Dann fällt es auch leichter, die Verantwortung für unsere
Entscheidungen selbstbewusst zu tragen.
Sonntag, 22. Oktober 2006
Folgen des Lichts: Schatten in Zürich und Ombres in Paris
Herbstnachmittag an der Zürcher Bahnhofstrasse. Die Sonne hat uns auch
in der Stadt erreicht. Die Luft ist dunstig. Die tief stehende Sonne
blendet. Die Menschen, die mir entgegenkommen, kann ich gar nicht
richtig wahrnehmen. Sie sind verschwommen.
Aber ich werde aufmerksam auf die Schatten. Das Trottoir ist wild bevölkert von ihnen. Sie verdichten sich, gehen übereinander und wieder auseinander. Ich erkenne, kurze Augenblicke lang, Silhouetten von Köpfen, Körpern, Taschen, auch Veloräder machen an diesem Meeting mit.
Als Kinder sprangen wir unseren eigenen Schatten nach und konnten sie nie erreichen. Aber in jenen der Freundin hinein hüpfen, das gelang. Der eigene Schatten ist untrennbar an uns gebunden. Er ist eine Abbildung von uns, wenn auch abstrahiert oder verzerrt.
Die Ausstellung „Schatten für Kinder (be)greifbar“, hat mich für dieses Thema eingenommen und begleitet mich seither, wie es eben nur der Schatten tun kann. Er ist immer da, wo auch das Licht anwesend ist. Die Aufmerksamkeit den „ombres“ (Schatten) gegenüber, bereichert seither alle Wahrnehmung. Ich besuchte die Installation im Pariser Park de la Villette mit der 4-jährigen Mena. Zu Hause inszenierten wir an den folgenden Abenden dann im dunklen Korridor „ombres“ und kleine Schattenspiele mit Hilfe einer Taschenlampe.
„Ombres“ ist in meiner Familie nun ein geflügeltes Wort, hat eine ähnliche Wirkung wie das überrascht gerufene „Obacht!“. Unsere Beobachtung ist reicher, seitdem wir den Schattenwurf bewusster wahrnehmen und einander zeigen.
Wenn ein Phänomen für die Kinder fassbar dargestellt ist, finden auch Erwachsene leichten Zugang. Das habe ich erlebt und viele, vor allem faszinierte Väter, gesehen. Mena war besonders angetan von der weissen Wand, vor die man sich stellen und bewegen konnte. Sekunden danach zeigte sich darauf die eigene Silhouette, die alle vorgängigen Bewegungen in einem Gesamtbild vereinigte. Auch das gute alte Schattentheater war ein Anziehungspunkt. Mir ist die Darstellung, wie sich die Schatten auf unebenem Grund anpassen, in besonderer Erinnerung geblieben.
Im Ausstellungsprospekt heisst es zu diesem Thema: „Eine Ausstellung zur Beobachtung und zum Experimentieren mit den Phänomenen des Schattens, dem Schlüssel grosser wissenschaftlicher Entdeckungen und der Inspirationsquelle der Kunst.“
Ich bin gespannt, was ich aus diesem Thema noch alles schöpfen werde.
Hinweis
Die Ausstellung kann noch bis Dezember 2006 besucht werden. Adresse: Cité des sciences et de l’industrie, Parc de la Villette, 30, Avenue Corentin-Cariou, 75019 Paris.
Aber ich werde aufmerksam auf die Schatten. Das Trottoir ist wild bevölkert von ihnen. Sie verdichten sich, gehen übereinander und wieder auseinander. Ich erkenne, kurze Augenblicke lang, Silhouetten von Köpfen, Körpern, Taschen, auch Veloräder machen an diesem Meeting mit.
Als Kinder sprangen wir unseren eigenen Schatten nach und konnten sie nie erreichen. Aber in jenen der Freundin hinein hüpfen, das gelang. Der eigene Schatten ist untrennbar an uns gebunden. Er ist eine Abbildung von uns, wenn auch abstrahiert oder verzerrt.
Die Ausstellung „Schatten für Kinder (be)greifbar“, hat mich für dieses Thema eingenommen und begleitet mich seither, wie es eben nur der Schatten tun kann. Er ist immer da, wo auch das Licht anwesend ist. Die Aufmerksamkeit den „ombres“ (Schatten) gegenüber, bereichert seither alle Wahrnehmung. Ich besuchte die Installation im Pariser Park de la Villette mit der 4-jährigen Mena. Zu Hause inszenierten wir an den folgenden Abenden dann im dunklen Korridor „ombres“ und kleine Schattenspiele mit Hilfe einer Taschenlampe.
„Ombres“ ist in meiner Familie nun ein geflügeltes Wort, hat eine ähnliche Wirkung wie das überrascht gerufene „Obacht!“. Unsere Beobachtung ist reicher, seitdem wir den Schattenwurf bewusster wahrnehmen und einander zeigen.
Wenn ein Phänomen für die Kinder fassbar dargestellt ist, finden auch Erwachsene leichten Zugang. Das habe ich erlebt und viele, vor allem faszinierte Väter, gesehen. Mena war besonders angetan von der weissen Wand, vor die man sich stellen und bewegen konnte. Sekunden danach zeigte sich darauf die eigene Silhouette, die alle vorgängigen Bewegungen in einem Gesamtbild vereinigte. Auch das gute alte Schattentheater war ein Anziehungspunkt. Mir ist die Darstellung, wie sich die Schatten auf unebenem Grund anpassen, in besonderer Erinnerung geblieben.
Im Ausstellungsprospekt heisst es zu diesem Thema: „Eine Ausstellung zur Beobachtung und zum Experimentieren mit den Phänomenen des Schattens, dem Schlüssel grosser wissenschaftlicher Entdeckungen und der Inspirationsquelle der Kunst.“
Ich bin gespannt, was ich aus diesem Thema noch alles schöpfen werde.
Hinweis
Die Ausstellung kann noch bis Dezember 2006 besucht werden. Adresse: Cité des sciences et de l’industrie, Parc de la Villette, 30, Avenue Corentin-Cariou, 75019 Paris.
Samstag, 14. Oktober 2006
Zürcher Multikulti-Stadtkreis 4: Die Madonna in der Barke
Velofahrt zum Helvetiaplatz. Der Morgen feucht, frisch. Nebel
verhangen. Doch je näher ich dem Escher-Wyss-Platz komme, durchdringt
die Sonne die Nebeldecke. Nur ein dünner Schleier bleibt zurück und
verzaubert das Licht, das uns erreichen will. In feinste Partikel
gebrochen, glitzert es jetzt rund um den Feuerball. Der Morgen beschert
mir schon ein Schauspiel. Gratis. Ich frage mich, ob solche Lichtspiele
zur Fata Morgana gehören. Und weiter gehts.
Der Markt auf dem Helvetiaplatz ist bereits belebt. Ich stelle mein
Velo hier ab und gehe zu Fuss weiter. Da begegne ich einem jungen Mann,
der aus einem Hof heraus kommt. Seine Kleider sind etwas schmuddelig,
sein Gesicht umso heiterer. Vor einem parkierten Auto stoppt er, schaut
sich im Fenster an, stellt die Mappe ab, zieht den Kamm aus der
Hosentasche, kämmt sich, grüsst mich freundlich und geht beschwingt
weiter. Ein Lebenskünstler? Vielleicht.
Auf dem Weg in unsere Werkstatt, die sich in diesem Umfeld befindet, entdecke ich an der Müllerstrasse die „Madonna in der Barke“. So nenne ich jetzt die Figur, die an der Hauswand des bei jungen Leuten beliebten Szene-Lokals „Daniel H“
angebracht ist. Die Hälfte einer hölzernen Barke simuliert ein
gotisches Fenster. Auf einem Tablar im Bug-Bereich steht die blau und
weiss gekleidete Madonna mit ihren offenen, schenkenden Händen. Frisch
und unberührt erscheint sie im Kontrast zur Oberfläche des Schiffs.
Dieses ist lindengrün gestrichen, aber vom Gebrauch arg zerschunden. An
den abgewetzten Kanten schaut die darunter liegende Farbe, ein kräftiges
Rot, hervor. Die Hausmauer ist in Rosa gehalten. Es wachsen hier auch
kleinere Büsche. Eine Idylle. Es ist auch Licht installiert. Ich muss
einmal an einem Abend hier vorbeikommen.
Wo hat dieses kleine Schiff seinen Dienst getan? Auf dem
Mittelmeer? Einem Fischer gedient, der mit vielen Gefahren umgehen und
in der Not auf die Madonna vertrauen gelernt hat. Ist es vielleicht ein
Nachfahre, der dieses Gefährt vom Grossvater übernommen und in ein Land
entführt hat, das keinen Meeranstoss kennt? Wie dem auch sei: Die
Installation hat etwas Unaufdringliches, aber Authentisches an sich, ist
nicht kitschig. Ein Wurf. Sie berührt mich und ich vermute, nicht nur
mich.
Der Stadtkreis 4 ist einfach immer wieder für eine Überraschung gut.
Samstag, 7. Oktober 2006
Nachbars Katze, die ihre Beute am Limmat-Ufer fand
Ich sass am Esstisch, schaute in den Garten, trank den
Morgenkaffee. Nachbars Katze sprang diagonal über unsere kleine Wiese
und schwang sich wie ein Tiger über das niedere Gartentor. Schwupp.
Zwischenlandung auf dem schmalen Weg, der unsere Gärten trennt und
nochmals Schwupp über das gegenüberliegende Gartentor, dorthin, wo sie
zu Hause ist. Ich hatte ihre Sprünge fasziniert beobachtet und bemerkt,
dass sie eine Beute in der Schnauze trug. Eine grosse Beute, die ich
aber nicht erkennen konnte. Keine Maus, keine Ratte. Diesen Fang wollte
sie sicher ihrer Familie zeigen. Zeitung lesend, vergass ich das
Gesehene. Doch Minuten später war sie wieder da, muss also mit gleicher
Eleganz wieder ihre Sprünge vollführt haben.
Jetzt sehe ich das Beutetier mitten in unserer Wiese: Ein Erpel
(männliche Ente). Verletzt ist er, versucht aufzufliegen, streckt seinen
Hals, wie nach Atem ringend, in die Höhe. Will er vielleicht seine
Verwandten zur Hilfe rufen und kann es nicht mehr? Ein Anblick, der
traurig stimmt. Die Katze ist jetzt etwas zur Seite gewichen, hält aber
die Ente in Schach. Wie ein Urzeiger wechselt sie ihren Platz. Einmal
ist die Stunde voll, dann Viertel nach, dann die halbe Stunde, Viertel
vor usw. So wandert der Räuber im Kreis herum. In der Mitte die
geschundene Ente, die nicht fliehen kann.
Als ich die Nachbarin ansprechen kann, ist sie entsetzt. Sie
erkundigt sich sofort bei einer Fachstelle für Wasservögel, was zu tun
sei und dirigiert die Katze ins Haus zurück. Nicht mehr verfolgt,
watschelt die Ente sehr langsam durch das nun offene Gartentor und
erreicht innerhalb einer halben Stunde die Hauptstrasse. Fliegen kann
sie nicht mehr. Inzwischen wissen wir, dass ihr Ende gekommen ist, dass
Katzenbisse tödlich wirken. Dieser Ente hat vielleicht schon vorher
etwas gefehlt, dass sie überhaupt gefangen werden konnte. So tröste ich
mich.
Solche Kämpfe finden täglich zu Hunderten und unbeobachtet statt.
Wir denken nicht daran. Aber wenn sie im eigenen Garten stattfinden,
kann diese schonungslose Seite an der Natur nicht ausgeblendet werden.
Ich sehe Parallelen zu den Machtkämpfen der Menschen. So ist das Leben. Kampf und Leiden sind inbegriffen.
Dienstag, 3. Oktober 2006
Audiagogin erläuterte Bau und Funktion unseres Gehörs
Das habe ich nicht erwartet, dass ein Referat mit dem Titel „Ganz Ohr“
mein Gehör so stark sensibilisieren könnte, dass ich plötzlich
Hintergrundgeräusche und das, was ich wirklich hören will, viel besser
auseinander halten und Stille umfassender geniessen kann. Es geschah
ohne irgendein Training, allein als Folge eines anschaulichen und
spannenden Referats. Frau Gigi Ménard, dipl. Audiagogin
(Schwerhörigenlehrerin), sprach im Turmzimmer der Zürcher Predigerkirche
über das Hörorgan als das sozialste Sinnesorgan und wie wir
Hörstörungen besser verstehen können.
Alle Erläuterungen liessen sofort eine grosse Ehrfurcht aufkommen.
Ein Staunen über dieses Wunderwerk aus dem Zusammenspiel von Aussen-,
Mittel- und Innenohr. Daran beteiligt war ein handliches Rechteck aus
durchsichtigem Kunststoff, in dem die 3 Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss
und Steigbügel) eingegossen waren. Dieses in Händen zu halten, liess
Grösse, Perfektion und Vollkommenheit erfassen. Aber noch mehr
faszinierte mich die Gehörschnecke vom Ausmass einer kleinen Erbse aus
dem Innenohr.
Hörstörungen können entstehen, wenn in den Gängen dieser
winzig kleinen Schnecke Nervenfasern absterben. Dann findet der
eintreffende Ton seine ihm eigene Frequenz nicht mehr. Solche nicht mehr
ansprechbare Vokale werden dann anders wahrgenommen. Ein „i“ werde als
„u“ und ein „e“ als „o“ gehört. Es nützt also nichts, wenn wir mit
Schwerhörigen besonders laut reden und meinen, sie müssten uns doch
verstehen. Die Hörbehinderung wird nur noch mehr bewusst.
Verständlich wird, dass uns alte Menschen manchmal erstaunt und
fragend zuhören, aber nicht zugeben wollen, dass sie uns nicht
verstanden haben. Aber da liegen dann die Missverständnisse begründet.
Wer einfach ja sagt, um nicht eingestehen zu müssen, dass er oder sie
nicht verstanden hat, stimmt vielleicht etwas zu, was gar nicht gewollt
ist. Hören und verstehen gehören unabdingbar zusammen. Fehlt das
Verstehen, ist eine Person von den andern abgetrennt, also in der
Isolation und kann weder über ihr Befinden etwas mitteilen, noch
irgendwelche Gedanken austauschen.
Ein Hörgerät kann Isolation verhindern. Auch die Referentin bedient
sich einer solchen Hilfe, hat sie frühzeitig akzeptiert und wird gerade
darum als kompetent und als Vorbild wahrgenommen. Schwerhörigkeit könne
übrigens vererbt werden.
Als ich dieser Tage im Kanton Nidwalden mit einer Seilbahn wieder
ins Tal zurückfuhr und mein linkes Ohr noch mit dem Druckausgleich
beschäftigt war, hörte ich eine Weile nicht mehr gut. Diesmal nahm ich
den Vorgang ganz bewusst wahr und freute mich, als das Ohr wieder offen
und für alle Schwingungen normal zugänglich geworden war. Und ich
stellte mir vor, welche Teile an meinem Gehör gerade Schwerarbeit
geleistet haben.
Und was Frau Ménard noch unterstrich: Das Aussenohr sei
grundsätzlich selbstreinigend. Niemand solle mit Wattestäbchen,
Zahnstochern, Stricknadeln oder ähnlichen Werkzeugen in ihm
herumstochern. Der kleine Finger allein genüge für die Reinigung. Es
reiche, wenn wir nach dem Bad oder der Haarwäsche den Kopf zur Seite
neigen, das Ohr am Läppchen leicht ziehen und leicht ausschütteln. Zu
viel Reinigung ist schädlich, regt nur übertriebene Schmalzproduktion
an.
Mehr Informationen bei www.pro-audito.ch
Mittwoch, 20. September 2006
Pariser Hinterhöfe: „Geteilte Gärten“ und exotische Bäume
Die Frühstücks-Lektüre von heute führte mich – schwupps – nach Paris.
Der „Tages-Anzeiger“ berichtete heute von den „Geteilten Gärten“, die in
der Seine-Stadt nun zum Kult geworden seien.
Brach liegende Parzellen werden nach diesem Bericht seit 2001 als Gärten genutzt, sind Alternativen zu den bekannten Parkanlagen und beleben Hinterhöfe und ungenutzte, noch nicht zubetonierte Grundstücke. Das System scheint einfach: „Wer einen ‚Geteilten Garten’ will, muss ein Stück Land finden und einen Verein gründen. Die Stadt liefert die Erde, den Zaun und den Wasseranschluss“, heisst es in diesem Aufsatz vom 20.9.2006. Die Bezeichnung „geteilt“ verstehe ich dahin, dass nicht einer allein einen solchen Garten erblühen lassen kann.
Das schöne Bild zur Reportage zeigt einen farbigen, wild romantischen Gartenfleck, umgeben von typischen Pariser Wohnhäusern und am Rand ein Baum, der alles Wachstum zu beschützen scheint. Sein gefiedertes Blattwerk ist mir sofort aufgefallen. Entstammt er vielleicht einer Akazienfamilie? Dann wäre er mit der Seidenakazie, auch Schlafbaum genannt, verwandt. Diesen habe ich im Juli im Gelände der grossen Klinik Bichat in Paris entdeckt. Da standen eine ganze Reihe dieser Exoten und fächelten mir einen milden Duft zu. Ich staunte, hatte noch nie so grosse und doch so zart gebaute rosafarbene Blütenquasten gesehen. Ich fotografierte sie, aber sie entzogen sich mir lange. Der leiseste Wind bewegte die extrem feinen, seidenen Fäden unaufhörlich. Die Kamera konnte nur eine Art Aquarell abbilden. Einmal, bei kurzer Windstille, gelang es dann doch, dieses Blütenwunder festzuhalten. Die genaue Bezeichnung dieses Baums konnte ich dann beim Botanischen Garten in Zürich erfragen. Es handelt sich um die „Albizia julibrissin“, auch Seidenakazie genannt. Im Internet sind viele Abbildungen von ihr zu finden. Es wurde auch mitgeteilt, dass ein solcher Baum auf dem Gelände des Botanischen Gartens Zürich stehe und in heissen Sommern auch bei uns blühe. Der Baum stamme ursprünglich aus Asien.
Letzte Woche habe ich einige Exemplare auf dem Friedhof Küsnacht Dorf entdeckt. Dort zieren diese schönen Fremdlinge das Gemeinschaftsgrab. Das gefiederte Blattwerk ist Licht durchlässig, nimmt dem Ort die Düsternis und Strenge. Und der Name Schlafbaum passt wohl ausgezeichnet in einen Friedhof. Auch in Paris werden jetzt aus den Blüten Bohnen gewachsen sein. Dort stehen die Albizia-Julibrissin-Bäume neben der Maternité und begrüssen die Neugeborenen, wenn sie aus der Klinik entlassen werden.
Diese Bäume haben mich damals als wartende Grossmutter angesprochen. Sie kitzelten meine Nase, führten mich beim Fotografieren im Kreis herum. Sie lachten vielleicht über mein Erstaunen. Auf jeden Fall werden sie ewig mit der Geburt von Nora in Verbindung stehen. Und wer weiss, vielleicht wollten sie mir orakeln, dass das Neugeborene ein heiterer Mensch werde, so beweglich wie ihr filigranes Blattwerk und so feinfühlig und stark wie die Seidenfäden der Quaste.
Brach liegende Parzellen werden nach diesem Bericht seit 2001 als Gärten genutzt, sind Alternativen zu den bekannten Parkanlagen und beleben Hinterhöfe und ungenutzte, noch nicht zubetonierte Grundstücke. Das System scheint einfach: „Wer einen ‚Geteilten Garten’ will, muss ein Stück Land finden und einen Verein gründen. Die Stadt liefert die Erde, den Zaun und den Wasseranschluss“, heisst es in diesem Aufsatz vom 20.9.2006. Die Bezeichnung „geteilt“ verstehe ich dahin, dass nicht einer allein einen solchen Garten erblühen lassen kann.
Das schöne Bild zur Reportage zeigt einen farbigen, wild romantischen Gartenfleck, umgeben von typischen Pariser Wohnhäusern und am Rand ein Baum, der alles Wachstum zu beschützen scheint. Sein gefiedertes Blattwerk ist mir sofort aufgefallen. Entstammt er vielleicht einer Akazienfamilie? Dann wäre er mit der Seidenakazie, auch Schlafbaum genannt, verwandt. Diesen habe ich im Juli im Gelände der grossen Klinik Bichat in Paris entdeckt. Da standen eine ganze Reihe dieser Exoten und fächelten mir einen milden Duft zu. Ich staunte, hatte noch nie so grosse und doch so zart gebaute rosafarbene Blütenquasten gesehen. Ich fotografierte sie, aber sie entzogen sich mir lange. Der leiseste Wind bewegte die extrem feinen, seidenen Fäden unaufhörlich. Die Kamera konnte nur eine Art Aquarell abbilden. Einmal, bei kurzer Windstille, gelang es dann doch, dieses Blütenwunder festzuhalten. Die genaue Bezeichnung dieses Baums konnte ich dann beim Botanischen Garten in Zürich erfragen. Es handelt sich um die „Albizia julibrissin“, auch Seidenakazie genannt. Im Internet sind viele Abbildungen von ihr zu finden. Es wurde auch mitgeteilt, dass ein solcher Baum auf dem Gelände des Botanischen Gartens Zürich stehe und in heissen Sommern auch bei uns blühe. Der Baum stamme ursprünglich aus Asien.
Letzte Woche habe ich einige Exemplare auf dem Friedhof Küsnacht Dorf entdeckt. Dort zieren diese schönen Fremdlinge das Gemeinschaftsgrab. Das gefiederte Blattwerk ist Licht durchlässig, nimmt dem Ort die Düsternis und Strenge. Und der Name Schlafbaum passt wohl ausgezeichnet in einen Friedhof. Auch in Paris werden jetzt aus den Blüten Bohnen gewachsen sein. Dort stehen die Albizia-Julibrissin-Bäume neben der Maternité und begrüssen die Neugeborenen, wenn sie aus der Klinik entlassen werden.
Diese Bäume haben mich damals als wartende Grossmutter angesprochen. Sie kitzelten meine Nase, führten mich beim Fotografieren im Kreis herum. Sie lachten vielleicht über mein Erstaunen. Auf jeden Fall werden sie ewig mit der Geburt von Nora in Verbindung stehen. Und wer weiss, vielleicht wollten sie mir orakeln, dass das Neugeborene ein heiterer Mensch werde, so beweglich wie ihr filigranes Blattwerk und so feinfühlig und stark wie die Seidenfäden der Quaste.
Freitag, 8. September 2006
China-Garten: Im Herbst „Drei Freunde im Winter“ besucht
Ein paar geheimnisvolle Sätze als Einleitung:
„Die Mauer trennt die äussere, profane Welt vom künstlerischen, idealen Mikrokosmos im Garteninnern – bietet aber auch Schutz vor ungebetenen Besuchern.“
„Neun Nagelreihen und die rote Farbe des Tores sind in Z.-Ch... ursprünglich dem Kaiser vorbehalten.“
„Felsformationen sind wie die Knochen im Körper: Sie geben dem Garten erst Halt.“
„Sobald man den Pavillon betritt, verdoppelt der Wasserspiegel die Gebäude und vermittelt so eine neue Sicht des Raumes.“
„Der Sechseckpavillon suggeriert die luftigen Höhen mit dem Schneetreiben im Winter.“
Der Teichrand ist mit Weiden gesäumt, die im Winde wiegend an die Biegsamkeit und Anmut von Tänzerinnen erinnern.“
Diese Beschreibungen entnahm ich dem Prospekt für den „Chinagarten Zürich – Drei Freunde im Winter“. Die Symbolik nennt drei Bäume, die dem Winter trotzen: Die Föhre, der Bambus und die Winterkirsche.
Ein paar Schritte nur durch den kleinen Gang der oben erwähnten Mauer und wir sind in China angekommen. Die Inschriften würden auf die Eigenart und Kultur Yunnans hinweisen, erfahre ich ebenfalls aus dem Faltblatt.
Dann aber lege ich es zur Seite, wie immer, wenn ich mit Gästen von auswärts hier ankomme. Wir sind es nicht gewohnt, diese hohe Kultur über symbolische Worte ganz zu verstehen, wohl aber wirkt sie ganzheitlich auf uns und stimmt uns heiter. Natur und Kultur sind hier vereinigt, zeigen uns ihre schönsten, vornehmsten Seiten und entführen uns in fremde Sphären. Die Blickpunkte, Sichten und Durchsichten sind mannigfaltig und die Farbspiele wirken wie Musik. Es fällt mir immer wieder auf, wie die Besuchenden, von dieser Atmosphäre berührt, stille werden. Niemand muss hier sagen, verweilen sei wichtig. Bäume, Bauten und Wasser tun das auf ihre Art.
Gestern war ich wieder einmal in diesem China, das die Partnerstadt Kunming der Zürcher Bevölkerung vor 13 Jahren als Dank für technische und wissenschaftliche Hilfe beim Ausbau der Kunminger Trinkwasserversorgung und Stadtentwässerung geschenkt hat.
Diese Oase verdient es, dass im Blogatelier auf sie aufmerksam gemacht wird.
Der Chinagarten befindet sich auf der Blatterwiese an der Bellerivestrasse in Zürich und ist von Ende März bis Mitte Oktober täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet und z. B. mit dem Limmatschiff (bis Zürichhorn) angenehm zu erreichen.
„Die Mauer trennt die äussere, profane Welt vom künstlerischen, idealen Mikrokosmos im Garteninnern – bietet aber auch Schutz vor ungebetenen Besuchern.“
„Neun Nagelreihen und die rote Farbe des Tores sind in Z.-Ch... ursprünglich dem Kaiser vorbehalten.“
„Felsformationen sind wie die Knochen im Körper: Sie geben dem Garten erst Halt.“
„Sobald man den Pavillon betritt, verdoppelt der Wasserspiegel die Gebäude und vermittelt so eine neue Sicht des Raumes.“
„Der Sechseckpavillon suggeriert die luftigen Höhen mit dem Schneetreiben im Winter.“
Der Teichrand ist mit Weiden gesäumt, die im Winde wiegend an die Biegsamkeit und Anmut von Tänzerinnen erinnern.“
Diese Beschreibungen entnahm ich dem Prospekt für den „Chinagarten Zürich – Drei Freunde im Winter“. Die Symbolik nennt drei Bäume, die dem Winter trotzen: Die Föhre, der Bambus und die Winterkirsche.
Ein paar Schritte nur durch den kleinen Gang der oben erwähnten Mauer und wir sind in China angekommen. Die Inschriften würden auf die Eigenart und Kultur Yunnans hinweisen, erfahre ich ebenfalls aus dem Faltblatt.
Dann aber lege ich es zur Seite, wie immer, wenn ich mit Gästen von auswärts hier ankomme. Wir sind es nicht gewohnt, diese hohe Kultur über symbolische Worte ganz zu verstehen, wohl aber wirkt sie ganzheitlich auf uns und stimmt uns heiter. Natur und Kultur sind hier vereinigt, zeigen uns ihre schönsten, vornehmsten Seiten und entführen uns in fremde Sphären. Die Blickpunkte, Sichten und Durchsichten sind mannigfaltig und die Farbspiele wirken wie Musik. Es fällt mir immer wieder auf, wie die Besuchenden, von dieser Atmosphäre berührt, stille werden. Niemand muss hier sagen, verweilen sei wichtig. Bäume, Bauten und Wasser tun das auf ihre Art.
Gestern war ich wieder einmal in diesem China, das die Partnerstadt Kunming der Zürcher Bevölkerung vor 13 Jahren als Dank für technische und wissenschaftliche Hilfe beim Ausbau der Kunminger Trinkwasserversorgung und Stadtentwässerung geschenkt hat.
Diese Oase verdient es, dass im Blogatelier auf sie aufmerksam gemacht wird.
Der Chinagarten befindet sich auf der Blatterwiese an der Bellerivestrasse in Zürich und ist von Ende März bis Mitte Oktober täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet und z. B. mit dem Limmatschiff (bis Zürichhorn) angenehm zu erreichen.
Freitag, 1. September 2006
Schlagzeilen, die zum Sinnieren animieren: „Bin ich ICH?“
Bekanntlich bin ich etwas wortsüchtig. Ich fange gerne Schlagzeilen auf und mache mir meine Gedanken dazu. Heute nun, im Tram Nummer 4 in Zürich, erhasche ich die Frage: „Haben Sie einen bestimmten Grund für das Gesicht, das sie gerade machen?“
Was soll das? Vor dem Aussteigen entnehme ich dem dazugehörigen Prospekt-Behälter ein Reklameblatt mit einer weiteren Frage: „Bin ich ICH?“ Spannend. Aber erst zu Hause habe ich dann die nötige Ruhe, um das Gedruckte zu lesen. Es ist nichts anderes als der Spielplan des Zürcher Schauspielhauses mit einzelnen Zusammenfassungen von Gastspielen, die im „Schiffbau“ oder „Pfauen“ zu erleben sind. Aber keine direkten Bezüge zu den Fragen, die mich angesprochen haben.
Gut gemacht, Werber. Mich habt ihr im Sack.
Die Fragen muss ich also selber beantworten. Und der Spiegel, der mir zeigen würde, wie ich gerade aussehe, fehlte auch. Ich sähe meine Regungen auch im Theater nicht, wenn ich den verlockenden Aufführungen folgen würde. Aber Anregungen zum Sinnieren sind sie schon. Wie schaue ich aus? Wie nimmt mich das Gegenüber wahr? Es können immer nur kurze Sequenzen sein, die etwas ausdrücken, was mich gerade beschäftigt. Bekanntlich purzeln Gedanken hin und her. Bedenkenswert auch, dass wir gar nicht immer gleich aussehen können.
Im Theater wird mit dem Leben abgerechnet. Es wirft schonungslos Fragen auf, wühlt uns auf, um uns und unser Verhalten besser zu erkennen. „Bin ich ICH?“ ist eine Frage nach der Lebensaufgabe. Bin ich die, die ich sein soll oder eifere ich Wunschbildern nach?
Wenn ich mich sein kann, wird sich das in meinem Gesicht ausdrücken. Nicht als Momentaufnahme, sondern als eine innere, wohltätige Ruhe.
Ob diese allen gefällt, sei dahingestellt. Für die, die den Kampf lieben, ist sie wohl zu langweilig.
Was soll das? Vor dem Aussteigen entnehme ich dem dazugehörigen Prospekt-Behälter ein Reklameblatt mit einer weiteren Frage: „Bin ich ICH?“ Spannend. Aber erst zu Hause habe ich dann die nötige Ruhe, um das Gedruckte zu lesen. Es ist nichts anderes als der Spielplan des Zürcher Schauspielhauses mit einzelnen Zusammenfassungen von Gastspielen, die im „Schiffbau“ oder „Pfauen“ zu erleben sind. Aber keine direkten Bezüge zu den Fragen, die mich angesprochen haben.
Gut gemacht, Werber. Mich habt ihr im Sack.
Die Fragen muss ich also selber beantworten. Und der Spiegel, der mir zeigen würde, wie ich gerade aussehe, fehlte auch. Ich sähe meine Regungen auch im Theater nicht, wenn ich den verlockenden Aufführungen folgen würde. Aber Anregungen zum Sinnieren sind sie schon. Wie schaue ich aus? Wie nimmt mich das Gegenüber wahr? Es können immer nur kurze Sequenzen sein, die etwas ausdrücken, was mich gerade beschäftigt. Bekanntlich purzeln Gedanken hin und her. Bedenkenswert auch, dass wir gar nicht immer gleich aussehen können.
Im Theater wird mit dem Leben abgerechnet. Es wirft schonungslos Fragen auf, wühlt uns auf, um uns und unser Verhalten besser zu erkennen. „Bin ich ICH?“ ist eine Frage nach der Lebensaufgabe. Bin ich die, die ich sein soll oder eifere ich Wunschbildern nach?
Wenn ich mich sein kann, wird sich das in meinem Gesicht ausdrücken. Nicht als Momentaufnahme, sondern als eine innere, wohltätige Ruhe.
Ob diese allen gefällt, sei dahingestellt. Für die, die den Kampf lieben, ist sie wohl zu langweilig.
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