Als ich noch keinen Computer benützte, waren mir die Abreisskalender echte Freunde. Sie boten mir täglich vielseitige Informationen, verlangten aber auch, dass wir täglich das Blatt von gestern abzupften.
Schon damals gab es auch Kalenderblätter, die darüber informierten, wie viele Tage des entsprechenden Jahres schon der Vergangenheit angehörten und wie viele bis zum Jahresende noch anstünden. Z.B. 255-111 = 255 Tage erlebt, 111 noch Zukunft. Ebenso markierten einige Kalender Hinweise auf Sonnenaufgang und -Untergang.
Meine Sammlung enthält Zitate aus verschiedenster Literatur. Ich habe jene Blätter aufbewahrt, deren Texte mich besonders angesprochen haben.
Gestern habe ich selbstvergessen eine Stunde lang Zitate aus meiner Büchse gelesen und Blätter, die mich besonders ansprachen zur Seite gelegt. Rückblickend denke ich jetzt, dass mir die kurzen Sätze sehr viel Weisheit vorgeführt hätten. Ich habe wieder einmal aus mancher Einsicht erkannt, dass Verletzungen von Menschen zum Leben gehören und dass wir lernen sollen, solche Ereignisse aus einer höheren Warte zu betrachten.
Das erste Kalenderblatt, das ich in die Hände nahm, traf mich wie ein Blitz, ohne dass es mich erschreckte. Ich freute und freue mich, dass auch ein anderer Mensch, einer den ich nie gekannt habe, so dachte und fühlte wie ich:
Der Mensch muss sich trotz aller Freundschaft
selbständig entwickeln und nur Anregung empfangen,
nicht zur Nachahmung veranlasst werden und dabei
seine Individualität verlieren.
C. Hilty
Anheim dieser Aussage stelle ich das Wort «Ratschlag».
Man meint es gut und doch können Ratschläge zu
Schlägen werden. Ein Rat allein kann freiwillig umgesetzt
werden. Ein Ratschlag trägt einen Befehl in sich.
R.L.
Auch passend zum obigen Thema lese ich auf dem
Kalenderblatt 12.11.1981:
Nicht jeder, der zum Rechten sieht, sieht immer recht.
Robert Schaller
Und doch brauchen wir Menschen einander.
Isolation ist eine Sackgasse. Nichts auf Erden gedeiht
ohne Annäherung.
Teilhard de Chardin
Mehr zu hören, als zu reden - solches lehrt
schon die Natur.
Sie versah uns mit zwei Ohren,
doch mit einer Zunge nur.
Gottfried Keller
Die Kritik ist eine Bürste, die man bei leichten
Stoffen nicht verwenden darf,
weil sie da alles wegnähme.
Balzac
So gewiss ist der allein glücklich und gross,
der weder zu herrschen noch zu gehorchen
braucht, um etwas zu sein.
Goethe
Schwer ist es, die rechte Mitte zu treffen:
das Herz zu härten für das Leben,
es weich zu halten für das Lieben.
Jeremias Gotthelf
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