Morgen früh fahren wir! Der Druck ist da. Wie üblich seufze ich beim Packen über die anstehenden Entscheidungen.
Gepackt wird bei uns immer erst kurz vor der Abreise. Die Erfahrung
lehrte uns, dass dies die beste Version ist. Beginnen wir früh damit,
besteht die Gefahr, dass wir Dinge, die schon im Koffer liegen, wieder
hervorholen und dann vergessen, sie zurückzulegen.
So kommt es, dass ich alle Gedanken auf die Vorbereitung lange Zeit
an mir vorbeiziehen lasse und trödle. Erst der Zeitdruck macht mich
entscheidungsfähig.
Hilfreich sind mir dann die Wetterprognosen, die wir im Internet
für 14 Tage abrufen können. Und doch: Immer diese Entscheidungen! Sie
sind anspruchsvoll. Ich möchte für jedes Klima bestens vorgesorgt haben.
Sobald wir dann das Haus verlassen, sind es nullkommaplötzlich
keine Probleme mehr. Ist die Wohnung abgeschlossen, arrangieren wir uns
mit der getroffenen Wahl.
Dann wissen wir, dass die Ferien beginnen. Dass der Alltag hinter
der Wohnungstür zurückbleibt. Dass keine geschäftlichen Termine
anstehen. Dass wir es geniessen werden, etwas fremdbestimmt zu sein.
Wir reisen mit einer Gruppe. Das angebotene Programm „Auf den Spuren der Etrusker“ interessiert
uns. Das Fremdbestimmtsein ist grundsätzlich kein Lieblingszustand in
unserem Leben. Aber in den Ferien darf und soll er dazugehören. Anders
wohnen, anders essen, anders schlafen. Und dem Meer ganz nahe sein.
Vieles sehen wir voraus. Davon sprechen auch die Intarsien, mit denen Primo
die Einbände unserer Reisetagebücher gestaltet hat. Ich sehe da in
seinen ganz und gar nicht gegenständlichen Dekorationen sich
überlagernde Schichten, weite Horizonte, gewachsene Gebilde und vor
allem auch südliche Farben. Mein Tagebuchdeckel ist für mich eine
geöffnete Blume mit vielen Fächern, in denen Entdeckungen und
Geheimnisse eingelagert sind.
Das kann ja schön werden!
So stellt sich für mich die Vorfreude ein.
Und jetzt: Pause beendet. Ich muss weitermachen. Wenn dann die
Tagebücher in der Reisetasche obenauf liegen, dann sind alle
Entscheidungen getroffen, und der Reissverschluss kann zugezogen werden.
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