Eigentlich wollte ich in diesem Blog von Menschen erzählen, die mir
im Café Limmat in Zürich 5 begegnet sind. Nach einem Versuch habe ich
das wieder verworfen. Es ging da um einen Mann und eine Frau, die ihre
Mutter und Schwiegermutter (so vermute ich) im Altersheim besuchten. Sie
führten sie im Rollstuhl ins Café, kontrollierten ihr Äusseres, fragten
nach, wann und ob ein Coiffeur-Besuch vorgesehen sei. Die Frau zupfte
noch ein paar Haare von der Schulter der alten Mutter, nachdem sie in
deren Haare gegriffen und sich überzeugt hatte, dass ein Haarschnitt
zwingend sei.
Ich wartete auf Frauen, die ich hier treffen wollte, und mein
Sitzplatz befand sich diesen Menschen unmittelbar gegenüber. So wurde
ich ins Geschehen einbezogen. Ich wunderte mich, wie alle so genannte
Zuwendung nur den Äusserlichkeiten galt. Keine Herzlichkeit, keine
Nachrichten von draussen, kein Humor, keine Geschichte, kein
Familienklatsch. Wie kalt! Da kann ich die Südländer verstehen, die uns
Schweizern den Familiensinn oft absprechen.
Und die alte Mutter gab wie ein Schulkind Antwort auf die oben
erwähnten Fragen. Sie hörte also gut, trug ein Hörgerät. Auf sie kann
die Kommunikationsschwäche nicht abgebucht werden.
Wie traurig, wenn eine Mutter nicht auch im Herzen besucht wird.
Die alte Frau war trotzdem heiter und aufmerksam anwesend. Ich
vermute, dass sie auf eine kleine Überraschung wartete, die aber nicht
eintraf. Gleichwohl ging von ihr ein Friede aus. Ihr Gesicht leuchtete.
Mir fielen auch die schönen Linien in ihrer Stirne auf.
Das zu beschreiben, habe ich vorhin versucht. Der Entwurf hat mir
aber nicht gefallen. Meine Töchter hätten dazu sicher gesagt, er sei
oberlehrerhaft. Also habe ich nochmals begonnen und das Thema anders
aufgerollt. Ohne Schlussfolgerung.
Aber etwas möchte ich doch noch anfügen: Als die Frauen, mit denen
ich mich verabredet hatte, hier ankamen, entwickelte sich das Gegenteil
der stummen Kommunikation. Jetzt waren vier ehemalige Mitschülerinnen
aus verschiedenen Ausbildungsstufen nach Jahren wieder einmal beisammen
und hatten viel zu erzählen. Unsere Lebensgeschichten erwiesen sich als
unerschöpflich. Gut vorzustellen, dass jemand, der uns zuhörte, denken
konnte: Reichlich Stoff für ein Blog im Textatelier.com.
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