Geschichten aus der Vergangenheit
Ingrid gehörte auch zu den Frauen, die meinen Aufenthalt in Köln bereicherten. Zusammen besuchten wir den Dom. Sie führte mich durch die Pforte der Barmherzigkeit. Eine Überraschung für mich. Bisher bin ich noch auf keine Kirche gestossen, die ihrem Hauptportal die Aufgabe übergeben hat, den Eintretenden die Barmherzigkeit zu bringen, um sie zur Mitte des Glaubens zu führen. Dieses Anliegen gehört zum Heiligen Jahr, das noch bis zum 20. November 2016 dauert.
Unser Besuch im Dom war von keiner Feier oder keinem Konzert begleitet. Still gingen wir durch diesen hohen Raum. Ingrid bedauerte, dass er zu oft nur noch wie ein Museum betrachtet und behandelt werde. Man sollte ihn doch erleben können, wenn ihn die Menschen mit Gesängen und Musik erfüllen und ihren Glauben feiern. Ich verstehe ihr Anliegen gut. Und doch freue ich mich jedes Mal, auch wenn ich den Dom nur kurz besuchen kann. Der Grund liegt bei den Heiligen Drei Königen, die Köln mit Zürich verbinden. Im Jahr 1164, auf der Überführung ihrer Gebeine von Mailand nach Köln, soll der feierliche Zug in Zürich gerastet haben.
Im Kölner Dom ist der goldene Schrein, der sie beherbergt, nicht zu übersehen.
Ihrer Legende begegnen wir in Zürich z.B. in einem Geschichtlichen Exkurs der Zunft zu den drei Königen. Zusammenfassend heisst es dort, entscheidend sei nicht die wissenschaftliche, sondern die gelebte Wirklichkeit. Es sei unbestreitbar, dass die drei Könige in Zürich eine wesentliche Verehrung erfahren haben. Und es wird auch noch auf die 1950/51 erbaute katholische Kirche Dreikönigen in Zürich-Enge verwiesen.
Am 18. Juni 2016 überraschte uns im Tages-Anzeiger der von Helene Arnet verfasste Bericht «Als die Heiligen Drei Könige in Zürich waren». Ihre Legende wurde plötzlich wieder einmal beleuchtet. Im Zusammenhang mit aktuellen Renovationsarbeiten im Zürcher Fraumünster konnte eine zugemauerte Tür neben dem Chor geöffnet werden. Ebenso wurde es möglich, den Zugang zur bisherigen, auch unzugänglichen Marienkapelle herzustellen. Diese sei ein geschichtsträchtiger Raum, lese ich im Bericht, weil hier die Reliquien der Drei Könige auf ihrem feierlichen Zug nach Köln geruht hatten.
Immer noch im Dom: Abrupter Szenenwechsel
Dieses Boot steht auch im Dom, in einer bescheidenen Nische.
Ingrid kannte seine Geschichte bereits und wies sachte daraufhin. Ich konnte lesen:
Christus sitzt im Flüchtlingsboot
Dieses Boot wurde von der Maltesischen Armee bei einem Rettungseinsatz auf dem zentralen Mittelmeer beschlagnahmt. Mit Unterstützung der Hilfsorganisation MOAS hat das Erzbistum Köln das Boot zur Veranschaulichung der dramatischen Situation von Malta nach Köln bringen lassen. Das 7 Meter lange Fischerboot aus Holz ist typisch für den Einsatz durch libysche Schleuser auf der Route von Libyen nach Italien. Es war mit bis zu 100 Menschen besetzt. Die Flüchtlinge haben keinerlei Möglichkeit, sich vor Sonne, Kälte oder Wellen zu schützen. Gepäck, Proviant oder Wasser dürfen meist nicht mitgenommen werden, um mehr Platz für zusätzliche zahlende «Passagiere» zu lassen.
www.erzbistum-koeln.de
Auch im Rückblick fehlen mir immer noch Worte zu dieser erschütternden Realität.
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