Samstag, 9. Januar 2016

Ein Nachruf auf aussergewöhnliche Neujahrsgrüsse

Wenn Post von U., B. und Ph. eintrifft, befinden wir uns immer in der Übergangszeit von Weihnachten zum Neujahr. Die Botschaft, die uns dann erreicht, ist jeweils von sprödem Humor umgeben und trägt immer ein leicht zu lösendes Rätsel auf sich. Hinweise müssen erspürt werden. Worte dazu fehlen. Philipp lässt uns gerne zappeln. Und er freut sich, wenn wir reagieren.

So sieht die Neujahrspost diesmal aus:

So präsentierte er am 30. Dezember 2015 das noch unbekannte Jahr 2016. Keine Sprüche dazu. Keine Hinweise, keine Wegweiser, keine Ziele. Nur ein weisses Blatt Papier, das die unmittelbare Zukunft darstellen muss. Das dürfte seine Botschaft sein.
Primo gab ihr sofort den Namen Entfaltung von A5 zu A3

Ganz anders die Sonne aus der Familie unserer ehemaligen Nachbarn im Bernoulli. Die Töchter von Veronika haben die Karte gestaltet. Spielerisch und lustvoll. Ihre unverdorbene Kreativität begeistert. Es wurde mit gebrauchtem Geschenkpapier gearbeitet.



Weisheit und Holz sind hier verbunden. Der Schreiner freute sich sehr. Die Karte stammt von einem ehemals auch "Hölzigen".



Wenn Gestalter Neujahrsgrüsse versenden, werden ihre Ideen immer professionell realisiert. Diesmal bewunderten wir ein zusammengefalltetes Plakat mit ausgestanzten Zahlen. 2016 gab sofort einen Sinn. Weitere Zahlen verstand ich erst, als ich den Glückwunsch-Text nochmals las. Da blitzte das Wort zahlreich im Zusammenhang mit geselligen Momenten und unvergesslichen Gelegenheiten auf.

Geburtstag und Neujahr scheinen dem Gestalter wichtig zu sein. Er hat die beiden Worte ebenfalls ausstanzen lassen. Zu seinen Festtagen gehören offensichtlich feinste Backwaren. Rezepte und Puderzucker lagen bei. Viele Details dieses Neujahrgrusses verweisen auf einen Ästheten.



Hier ein Blick auf Nachrichten und gute Wünsche eines Mannes, der nächstes Jahr vielleicht nicht mehr unter uns weilt. Erstaunlich seine Anstrengungen, wie er uns mitteilt, dass ein längst versprochener Besuch in unserer Werkstatt nicht mehr möglich sei. Eine beachtliche Leistung. Sie berührt uns. Einige wenige solcher letzter Schriftzüge besitze ich auch von meinem Vater.

Das ganze Wesen der Weihnachtsbriefe und Weihnachtskarten erinnert mich aber an meine Mutter. Diese gab mir in jungen Jahren jeweils zwischen Weihnachten und Neujahr die Aufgabe, die Adressenliste unserer zahlreichen Verwandten neu zu schreiben. So weit ich mich erinnern kann, gab es jedesmal Änderungen zu berücksichtigen. Sei es wegen Umzügen oder Todesfällen, aber auch wenn sich jemand einen eigenen Telefonanschluss einrichten liess.
Ich freute mich immer auf diese Aufgabe. Noch sehe ich solche Listen vor mir, sehe, wie sie sich von Jahr zu Jahr veränderten. Es war eine Art Rapport, eine Kontrolle, die uns zeigte, wie sich die Grossfamilie veränderte.

Später erlebte ich den Schwiegervater, wie er dieses Jahresend-Ritual taxierte. Er setzte voraus, dass man sich ein gutes neues Jahr anwünschte. Persönlich oder schriftlich. Als eine Form von Anstand.

Einmal bekam er keine Neujahrskarte von einem Verwandten, dem er Geld ausgeliehen hatte. Da musste ich für ihn die sofortige Rückzahlung der Schuld verlangen.

Die Karten zu Weihnachten und zum Jahreswechsel gehören in unserer Familie immer noch zur persönlichen Kultur.

Auch die Enkelinnen haben uns schon mehrmals Signale gesendet, dass sie sich an Karten und Briefen freuen.

Heute schickte die bald 10-jährige Nora dieses Bild mit dem ausstrahlenden Stern.


Sie schrieb dazu, dass sie diese Zeichnung nur machen konnte, weil wir Grosseltern eine so nette Tochter Felicitas hätten. Wörtlich heisst es weiter: Mama hat mir zur Weihnachten Zauberstifte gekauft. Mit denen konnte ich das Bild machen.

Ob die Enkelinnen unsere Tradition weitertragen, steht in den Sternen.
In ihren Sternen.

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