Und da, wo ich sitze, sind die Archäologen auf Überreste des römischen Gutshofes Loogarten gestossen.
Die beiden Linden scheinen über diesen Schatz zu wachen. Nebenan
berichtet der Text auf einem Findling von der Geschichte dieses Ortes:
Auf Veranlassung der ortsgeschichtlichen Kommission Altstetten
wurden in den Jahren 1955, 1960, 1963 und 1964 an dieser Stelle
archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Sie ergaben Überreste einer
römischen Villa Rustica aus dem 2. + 3. Jahrhundert nach Christus.
Orte, wo Römer siedelten, gelten allgemein als gute Plätze. Und so
erlebe ich es hier auch. Der Platz ist friedlich, schenkt Übersicht. Da
ist mir wohl. Und die Bäume sind meine Freunde geworden. Es war Liebe
auf den ersten Blick, als ich sie nach unserem Umzug nach Altstetten
erstmals sah. Inzwischen konnte ich ihnen zu einem besonderen Status
verhelfen. Die Zeitschrift OLIV nahm den Platz in der April-Ausgabe 2011
als „meinen Kraftort“ in ihre diesbezügliche Rubrik auf. Er ist auch im Internet unter Kraftorte Oliv abrufbar.
Im Blog vom 02.02.2011 erzählte ich, dass ich nach meinem Kraftort
gefragt wurde. Da stand zuerst Schlierenberg als unser
Lieblings-Naherholungsgebiet im Mittelpunkt , doch gelang es nicht,
dieses weite Gebiet mit seinen vielen Facetten fotografisch auf einen
Punkt zu bringen.
Es brauchte die Rückbesinnung auf eine ganz bestimmte Foto, die mir
bewusst machte, dass der Römerhügel mit seinen Linden mein Kraftort
sei. Schon die Art, wie ich zu dieser Aufnahme kam, erklärt, dass mich
Linden magisch anziehen können. Damals ganz besonders. Ahnungslos kam
ich auf dem Salzweg daher, schaute wie üblich nach dem Hügel aus und
erlebte ein Bild, wie wenn in diesem Augenblick ein Theatervorhang
hochgezogen worden wäre. In heiterem Licht standen die entlaubten Bäume
auf der Bühne. Was war es, was mich so packte? Vielleicht die Art der
beiden, wie sie zusammenstehen, ohne einander zu bedrängen. Nackt waren
sie. Das Laub zu ihren Füssen. Ihr Wuchs gesund und stark. Ihre Formen
harmonisch. Es ist ein Atem in diesem Bild, obwohl sich nichts bewegt.
Das Leben ist hier eingefangen. Dass ich an jenem Tag einen Fotoapparat
auf mir trug, war purer Zufall.
Nun ist dieser Hügel mit den Bäumen und dem offenen Himmel bei Kraftorte Oliv
eingereiht. Anders als Menschen, die sich verändern, wenn sie
ausgezeichnet werden, ist er der Ursprüngliche geblieben. Einer, der
sich wie immer schon nur nach den Jahreszeiten ausrichtet. So wie er auf
dem Bild erscheint, so ist er bald wieder anzutreffen. Noch trägt er
etwas Laub.
Obwohl mich dieser Römerhügel seit unserer ersten Begegnung immer
wieder ansprach, brauchte es noch diese Frage nach meinem persönlichen
Kraftort, bis ich begriff, was er für mich ist.
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